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Der "Codex Remensis" der Staatsbibliothek zu Berlin (Ms. Phill. 1743): Der gallische Episkopat als Mittler antiken Rechtswissens und Mitgestalter merowingischer Politik

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Grundlagen des Rechts und der Rechtswissenschaft
Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 376982064
 
Im Übergang von der Antike zum Mittelalter setzten die noch vielerorts dem spätrömischen Senatorenadel entstammenden Bischöfe als Episkopat im regionalen Rahmen der gallischen Bistümer und Kirchenprovinzen die antike Institution der christlichen Kirche fort, bewahrten deren Recht und entwickelten es auf Synoden konsensual fort. Als Schnittstelle in überregionalen Zusammenhängen gestalteten sie in Kooperation mit dem merowingischen Königtum die politischen Geschicke des Frankenreiches mit, während über ihre Unterstellung unter den Bischofs von Rom auch die Kirche des von Konstantinopel aus regierten Imperium Romanum eine wichtige Bezugsgröße ihres Handelns blieb.Das Projekt zielt darauf, mit dem in der Staatsbibliothek zu Berlin verwahrten sog. Codex Remensis (Ms. Phill. 1743) aus dem 8. Jahrhundert das in dieser Hinsicht aussagekräftigste zeitgenössische Überlieferungszeugnis erstmals systematisch zu erschließen. Der berühmte und lange Zeit nicht zugängliche Codex überliefert singulär eine Sammlung des Rechts der alten Kirche mit Synodalakten und päpstlichen Rechtsentscheiden, Texte zu einem durch den oströmischen Kaiser Justinian (527-565) ausgelösten, den gesamten Mittelmeerraum erschütternden dogmatischen Konflikt (Dreikapitelstreit) sowie legislative Texte einer umfassenden politischen Reform, die der merowingische König Chlothar II. (584-629) nach Beendigung blutiger Bürgerkriege im Jahr 614 verfügte. Der Codex enthält zudem Randnotizen des 9. Jahrhunderts, die seine Benutzung durch den bedeutenden karolingischen Reichsbischof und Rechtskenner Hinkmar von Reims (845-882) erkennen lassen.Im Projekt soll der unlängst restaurierte und inzwischen digitalisierte Codex paläographisch analysiert werden, wobei bisher unleserliche Textpassagen mithilfe naturwissenschaftlicher Methoden zu rekonstruieren sind. Die enthaltenen Texte sollen transskribiert, inhaltlich aufgeschlüsselt und als Zeugnis des episkopalen Rechtswissens sowie einer wegweisenden politischen Kooperation von Episkopat und Königtum im Bereich der Gesetzgebung gedeutet werden. Unter dem Vergrößerungsglas des - interdisziplinär und mittels neuer Technologien erschlossenen sowie digital aufbereiteten - Codex Remensis soll gezeigt werden, wie der gallische Episkopat mit seiner Rechtskenntnis die politischen und rechtlichen Transformationsprozesse im Übergang von der Antike zum Mittelalter maßgeblich und wegweisend mitgestaltete. Zugleich möchte das Projekt den Auftakt zu einer intensivierten internationalen Erforschung der frühmittelalterlichen Handschriftenbestände der Staatsbibliothek zu Berlin bilden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich, Israel, Kanada, Schweiz, USA
Ehemalige Antragstellerin Barbara Schneider-Kempf, bis 10/2021
 
 

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