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Soziophonetische Untersuchungen zum deutschen Multi-Ethnolekt
Antragsteller
Professor Dr. Peter Auer
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 382673988
Ziel dieses Projekts ist eine systematische soziophonetische und soziolinguistische Analyse der Lautseite (multi-)ethnischer jugendlicher Sprechweisen. Es ist daher komplementär zu den schon vorliegenden grammatischen Untersuchungen deutscher Multiethnolekte angelegt.Mit dem Begriff Multiethnolekt werden seit dem Ende des letzten Jahrhunderts neu entstehende sprachliche Formen bezeichnet, die in bestimmten Gruppen jugendlicher Sprecher und Sprecherinnen mit sog. Migrationshintergrund in zahlreichen europäischen Städten verbreitet sind, inzwischen aber teils auch über diese Sprechergruppen hinaus von autochthonen Jugendlichen verwendet werden. Bisherige Studien haben sich der Grammatik, Lexik und den Diskursstrukturen solcher Multiethnolekte gewidmet; Untersuchungen zur Phonetik sind hingegen bisher besonders im deutschsprachigen Raum sehr selten. Da aber die Aussprache für die Selbst- und Fremdpositionierung von Jugendlichen im sozialen Raum von zentraler Bedeutung ist, wird sich das Projekt diesem bisher vernachlässigten Untersuchungsbereich zuwenden.Zu diesem Zweck werden Daten Stuttgarter Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren erhoben. Im Zentrum der soziophonetischen Analyse stehen zwei Gruppen von Sprechern mit vergleichbarem sozialen und Bildungshintergrund, die in zwei verschiedenen Stadtvierteln (eines mit hohem, eines mit geringem Migrationsanteil) rekrutiert werden. Ihre Sprache wird über eine Reihe von Aktivitäten hinweg dokumentiert, die von maximal kontrollierter Sprache (Vorlesen) bis zu maximal spontaner Sprache reichen. Art und Umfang der Variation relevanter phonetischer Merkmale in diesen Gruppen werden mit akustischen und auditiven Methoden untersucht und die sozialen wie situativen Faktoren identifiziert, die diese Variation beeinflussen. Überdies werden zum Zweck der soziolinguistischen Interpretation der Daten sowohl situativ-interaktionale Untersuchungen durchgeführt als auch mittels Perzeptionstests die Salienz und attitudale Bewertung multiethnolektaler Sprechweisen erhoben.Das Projekt wird in enger Kooperation mit einem ähnlichen Projekt zu den deutschen Multiethnolekt der Stadt Zürich durchgeführt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Kooperationspartner
Professor Dr. Stephan Schmid