Besonderheiten in der Informationsverarbeitung von Patienten mit Depression und Patienten mit Asthma bronchiale
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In Anlehnung an frühere Studien wurden mit dem Self Referential Encoding and Incidental Recall Test (SRET) Selbstbeschreibung und Erinnerungsleistung, mit dem emotionalen Dot-Probe Test selektive Aufmerksamkeit zu traurigen und glücklichen Gesichtern und mit dem emotionalen Stroop Test Interferenzeffekte bei 20 Asthmatikern, 20 akut Depressiven, 20 remittiert Depressiven und 20 niemals depressiven, lungengesunden Kontrollpersonen getestet. Die Forschung konnte bereits bei akut Depressiven Hinweise auf Besonderheiten in verschiedenen Aspekten der Informationsverarbeitung geben. So konnten aufgrund des erhöhten Rezidivrisikos nach einer depressiven Episode sowie der erhöhten Vulnerabilität für Depression bei Asthmatikern und dem Einfluss depressiver Stimmung auf die Asthmasymptomatik, auch bei remittiert Depressiven und Asthmatikern depressionsspezifische Besonderheiten in der Informationsverarbeitung erwartet werden. In Übereinstimmung mit den kognitiven Theorien der Depression, die postulieren, dass dysfunktionale kognitive Schemata und Stile in entsprechender Stimmung aktiviert werden, wurde vor jedem der drei Tests eine Stimmungsinduktion mittels Bildern mit traurigem Inhalt durchgeführt. Es konnten die Befunde für akut depressive Personen repliziert sowie deutlich gemacht werden, dass remittiert Depressive auch ohne akute depressive Symptomatik depressionsspezifische negative Selbstbeschreibungs- und Erinnerungsmuster aufweisen. Zudem zeigten sie nicht wie die gesunden Kontrollpersonen eine Hinwendung zu den glücklichen Gesichtern und eine Abwendung von den traurigen Gesichtern im emotionalen Dot-Probe Test, sondern wandten sich wie die akut depressiven Personen signifikant stärker den traurigen Gesichtern zu und zeigten keine Hinwendung zu den glücklichen Gesichtern. Wider Erwarten brachte der emotionale Stroop Test keine Hinweise einer depressionsspezifischen Informationsverarbeitung. Die Asthmatiker zeigten im Wesentlichen in allen drei Tests keine Unterschiede zu den Kontrollpersonen, was gegen eine depressionsspezifische Informationsverarbeitung bei dieser Gruppe spricht. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie weisen darauf hin, dass die Besonderheiten in der Informationsverarbeitung bei der Depression über die akute depressive Episode hinaus stabil sind, was in Einklang mit kognitiven Theorien der Depression steht. Es fanden sich allerdings keine Hinweise darauf, dass depressionsspezifische kognitive Stile maßgeblich der Komorbidität von Asthma und Depression zugrunde liegen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2008). Specificity of Information-Processing Biases in Patients with Depression and remitted Depression and in Patients with Asthma. International Journal of Psychology, 43, 757
Fritzsche A, Dahme B, Gotlib ICH, Joormann J, Magnussen H, Watz H, Nutzinger DO & von Leupoldt A
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(2010). Specificity of Information-Processing Biases in Patients with Depression and remitted Depression and in Patients with Asthma. Psychological Medicine, 40, 815-826
Fritzsche A, Dahme B, Gotlib IH, Joormann J, Magnussen H, Watz H, Nutzinger DO & von Leupoldt A