Detailseite
Projekt Druckansicht

Die Beantwortung kausaler Fragen über Einzelfälle

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 386993488
 
Kausales Denken gehört zu unseren grundlegenden kognitiven Fähigkeiten und ist seit längerem Gegenstand intensiver Forschung. Der Hauptfokus der Forschung lag bisher auf der Entwicklung von Modellen, die erklären, auf welcher Basis Menschen generelle kausale Beziehungen lernen und beurteilen. Beispielsweise ist der Befund, dass die Wahrscheinlichkeit einer Lungenerkrankung unter Rauchern höher ist als unter Nichtrauchern ein Zeichen für das Bestehen eines generellen Kausalzusammenhangs. Es gibt jedoch noch eine zweite Klasse von Kausalurteilen, nämlich singuläre Kausalurteile, die in der psychologischen Forschung bisher größtenteils außer Acht gelassen wurden. So kann z.B. bei einem einzelnen Raucher mit Lungenkrebs die Frage gestellt werden, ob das Rauchen die Ursache für die Erkrankung ist. Fragen nach singuläre Kausalität sind allgegenwärtig und in juristischen und medizinischen Kontexten von enormer Relevanz. Bisher wurde singuläre Kausalität vor allem in der Philosophie untersucht. Allerdings standen fast ausschließlich deterministische Zusammenhänge im Fokus. Im Gegensatz dazu besteht das Ziel des Projekts darin, den Blick auf die häufigere Form, nämlich auf probabilistische Kausalzusammenhänge zu richten. Die Frage ist, wie Menschen zwischen Kausalität im Einzelfall und bloßem Zufall und zwischen singulärer und allgemeiner Kausalität unterscheiden. Das Projekt ist in drei Teile gegliedert: Projekt 1 fokussiert auf elementare singuläre Kausalurteile mit einer Ursache und einem Effekt. Es soll ein von uns neu entwickeltes Bayesianisches computationales Modell, das structure induction model of singular causation (SISC), getestet werden. Die Grundannahme von SISC ist, dass wir zur Beantwortung kausaler Fragen in Einzelfällen auf Wissen über den generellen Kausalzusammenhang der beteiligten Faktoren zurückgreifen. Es formalisiert dabei die Annahme, dass wir für die Situation, in der das potentielle Ursachen- und das Effektereignis vorliegt, die Wahrscheinlichkeit für das Bestehen eines singulären Kausalzusammenhangs berechnen. Das Modell nimmt außerdem an, dass Unsicherheiten bzgl. der zugrundeliegenden generellen kausalen Struktur und deren Parameter berücksichtigt werden. Es soll untersucht werden, wie Menschen zwischen genereller und singulärer Kausalität unterscheiden. Außerdem soll das Modell gegen mögliche konkurrierende Modelle getestet werden. Projekt 2 stellt eine Erweiterung dar. Es soll mit Hilfe des Modells gezeigt werden, warum Wissen über kausale Mechanismen hilfreich für die Beantwortung von Kausalität in Einzelfällen ist. Projekt 3 widmet sich Kontexten, in denen die Referenzklasse für die Erschließung eines generellen Kausalzusammenhangs flexibel gewählt werden kann. Die Frage, die untersucht werden soll, ist, welche Referenzklasse Menschen auswählen, und wie die Wahl der Referenzklasse durch pragmatische Faktoren beeinflusst wird.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung