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John Philip Sousa und der musikalische Amerikanismus in Kontinentaleuropa, 1893-1917
Antragsteller
Dr. Tobias Faßhauer
Fachliche Zuordnung
Musikwissenschaften
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 387748861
Im Anschluss an die 2017 bis 2020 unter dem gleichem Titel geförderte Forschung zielt dieser Projektabschnitt auf die Fertigstellung eines Buchmanuskripts über die Rezeption des US-amerikanischen Komponisten und Dirigenten John Philip Sousa auf dem europäischen Kontinent und seine Bedeutung für die Konstituierung eines europäischen musikalischen „Amerikanismus“ (verstanden als Strömung, die bestimmte musikalische Ausdrucksformen als amerikanisch auffasst und zu gängigen Amerika-Stereotypen in Beziehung setzt). Der erste von zwei Hauptteilen des Buches wird die beiden kontinentalen Tourneen der Sousa Band in den Jahren 1900 und 1903 behandeln. Er stützt sich dabei im Wesentlichen auf die sehr umfangreiche Presseausschnitt-Sammlung dieses Ensembles, eine äußerst ergiebige Quelle, die das ganze Spektrum europäischer Amerika-Projektionen spiegelt, die aber noch nie von der auf dieses Gebiet bezogenen kulturhistorischen Forschung herangezogen wurde. Themen dieses Teils sind u. a. der Verlauf der Tourneen, der Kult um Sousa als einem Exponenten früher amerikanischer Massenkultur wie P. T. Barnum und Buffalo Bill (mit denen er in Europa wiederholt verglichen wurde), performative Aspekte sowie die gespielte Literatur und ihr Echo bei Kritikern und Publikum in verschiedenen Ländern.Der zweite Hauptteil gilt einer Korpus-Analyse der maßgeblich durch Sousas Wirken nach Europa transferierten musikalischen Gattungen, d. h. in erster Linie des amerikanischen Marsch-Typus und des damit im Ursprung identischen Twostep sowie des afroamerikanisch konnotierten Cakewalk. Auf der Grundlage einer seit 2018 angelegten, noch zu ergänzenden Sammlung vor allem deutscher, in geringerem Umfang auch französischer und österreichischer amerikanistischer Kompositionen wird versucht, die musikalischen Korrelate des europäischen Amerikanismus zu bestimmen, dabei musikalischen Euro- und Afro-Amerikanismus zu differenzieren und zugleich deren Konvergenz herauszuarbeiten. Hilfreiche Orientierung bieten hier die Beschreibungskategorien, die der Komponist und Musikschriftsteller Max Chop insbesondere zwischen 1906 und 1914 in der „Phonographischen Zeitschrift“ entfaltete: in zahlreichen Kritiken von Tonträger-Neuerscheinungen, die sich, unter steter Berufung auf Sousas Musik als zentrale Referenz, zu einer Art Ästhetik des musikalischen Amerikanismus zusammenschließen.In weiterer historischer Perspektive soll aufgezeigt werden, inwieweit in der seinerzeitigen Auseinandersetzung mit der durch John Philip Sousa personifizierten amerikanischen Musik Merkmale des Amerikanismus- und Modernismusdiskurses des „Jazz Age“ ab ca. 1920 vorweggenommen sind.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
