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Memoria Apostolorum. Apostolische Gestalten in der christlichen Erinnerungskultur des 1.-3. Jahrhunderts
Antragsteller
Professor Dr. Stephan Witetschek
Fachliche Zuordnung
Katholische Theologie
Alte Geschichte
Alte Geschichte
Förderung
Förderung von 2017 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 388226599
In der christlichen Literatur des 1.-3. Jahrhunderts, von den Paulusbriefen bis zu den apokryphen Apostelakten, richtet sich das Interesse immer wieder auf apostolische Gestalten, sei es als Erzählfiguren, sei es als pseudepigraphe Autoren. Ziel dieses Projektes ist, die literarische Gestaltung bzw. Charakterisierung apostolischer Gestalten (nicht einfach "die zwölf Apostel", sondern näherhin Petrus, Paulus, Johannes, Thomas, Andreas, Philippus, Jakobus [Sohn des Zebedäus], Levi/Matthäus, Judas [Sohn des Alphäus], Judas Iskariot, Matthias, Jakobus [Herrenbruder], Maria Magdalena, Barnabas, Salome, Maria und Martha sowie die Zwölf als Gruppe) in erinnerungstheoretischen Kategorien zu verstehen. Als theoretische Grundlage eignet sich Jan Assmanns Konzept des "kulturellen Gedächtnisses" sowie Pierre Noras Überlegungen zu den "lieux de mémoire" als Verdichtungen des kollektiven bzw. kulturellen Erinnerns, mit denen die Gruppenidentität in der Gegenwart bekräftigt wird. "Erinnerung" wird dabei als eine intentionale Bezugnahme auf die Vergangenheit verstanden, deren Gestalt durch Interessen und Anliegen der Gegenwart bestimmt ist: Die Erinnerung an die Vergangenheit hat eine Gestalt, die für die Gegenwart sinnvoll ist. In diesem Sinn verdichtet sich in den Darstellungen apostolischer Gestalten das kulturelle Gedächtnis des frühen Christentums. Für die Zwecke dieses Projekts ist das Konzept des "kulturellen Gedächtnisses" allerdings zu modifizieren, denn das Christentum des 1.-3. Jahrhunderts war eine Subkultur innerhalb der hellenistisch-römischen Welt und musste sein Verhältnis zu dieser Mehrheitsgesellschaft jeweils aushandeln. Das Projekt interessiert sich also speziell für das kulturelle Gedächtnis einer antiken Subkultur und trägt mithin seinerseits zum kulturwissenschaftlichen Diskurs bei.Als Quellen werden die christlichen Texte bis etwa zur Mitte des 3. Jahrhunderts bearbeitet, in denen von den o.g. apostolischen Gestalten die Rede ist. Ziel ist, ein möglichst umfassendes Bild zu gewinnen, das neben dem Neuen Testament auch christliche Apokryphen, Apostolische Väter, Apologeten und Häresiologen einschließt, ferner auch die Texte "häretischer" Gruppen, die uns nur noch in Fragmenten bei späteren Autoren wie Eusebios und Epiphanios erhalten sind. Dabei zeigen sich z.T. sehr unterschiedliche Profilierungen von prominenten Aposteln, z.B. Petrus oder Paulus. Diese Differenzen geben wiederum Einblick in die innere Pluralität des frühen Christentums.Die Ergebnisse sollen sowohl in etablierten wissenschaftlichen Publikationen als auch im Blick auf ein breiteres Publikum zugänglich gemacht werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen