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Outside the Box: Ästhetische Neu-Formatierung an öffentlich getragenen Theatern im Anschluss an die pandemiebedingten Schließungen 2020 in Deutschland, Großbritannien und der Schweiz

Antragstellerin Dr. Bianca Michaels
Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung seit 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 387849349
 
Aufgrund der Corona-Pandemie verordneten alle Landesregierungen in Deutschland Mitte März 2020 die Schließung aller Kultureinrichtungen. Damit wurde die physische Kopräsenz als ästhetisches Alleinstellungsmerkmal der darstellenden Künste zum Existenzproblem in einer akuten Krisensituation. Als Reaktion auf die bundesweiten Schließungen sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt (6/2020) bei den ca. 140 öffentlich getragenen Theaterunternehmen unterschiedliche Strategien zu beobachten: während einige Häuser ihren Aufführungsbetrieb (zunächst) vollständig einstellen, beginnen zahlreiche Theater bereits unmittelbar nach der verordneten Schließung ein digitales Angebot bzw. differenzieren ihr bisheriges Programm weiter aus. Obgleich die weiteren Entwicklungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwer abschätzbar sind, ist anzunehmen, dass Veranstaltungen mit engem Publikumskontakt aufgrund des Ansteckungsrisikos bis mindestens Herbst/Winter der Spielzeit 2020/21 ausgeschlossen sein dürften. Darüber hinaus ist der Produktions- und Probenprozess aufgrund der auch für die Künstler*innen geltenden Vorgaben zum Social Distancing einem erheblichen Anpassungsdruck ausgesetzt. Diese Annahme führt zur zugrundeliegenden These, dass sich im Zuge der Pandemie ein signifikanter Schub ästhetischer Neu-Formatierung vollzieht. Dies betrifft sowohl den ohnehin dynamischen Transformationsprozess bzgl. des theaternahen Rahmenprogramms und die sonstigen Veranstaltungen, welche in der ersten Förderphase untersucht wurden, als auch eine möglicherweise längerfristige Ausweitung des Programms um neue, ‘coronataugliche‘ Formate. Ziel des Projekts ist es, vor dem Hintergrund der in der ersten Projektphase erhobenen Ergebnisse zur ästhetischen Neu-Formatierung unter weitgehend analogen Bedingungen, die kurz- und mittelfristigen (ästhetischen) Auswirkungen der Theaterschließungen wie auch der mit strengen Auflagen zum Infektionsschutz verbundenen Wiedereröffnungen auf die Spielplangestaltung seit März 2020 in Deutschland zu untersuchen sowie anhand von ausgewählten Fallbeispielen und Experteninterviews in Relation zu den Entwicklungen in Großbritannien und der Schweiz zu setzen. Die Entwicklungen in der Programmplanung sollen dabei zum einen medientheoretisch hinsichtlich der Herausforderungen einer möglichen Neukonfigurierung der Medialität des Theaters und der damit verbundenen Neuverhandlung der Bedingungen von physischer Kopräsenz und Liveness reflektiert werden. Durch eine medientheoretische Verortung der neu entstehenden Formen und Formate werden so neue Möglichkeiten der Partizipation und Interaktion sowie Auswirkungen auf Theater als kulturelle Praxis untersucht. Zum anderen wird anhand einer institutionentheoretischen Kontextualisierung analysiert, welche institutionellen Transformationsprozesse durch die Theaterschließungen, d.h. aufgrund der durch die Corona-Pandemie ausgelösten exogenen Krise, in Bezug auf Erwartungsstrukturen und (De-)Legitimationsprozesse zu identifizieren sind.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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