Detailseite
'Qualitätsserie' als Diskurs und Praxis: Selbst-Theoretisierungen in der deutschen Serienbranche
Antragsteller
Dr. Florian Krauß
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung
Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 388664871
Das Projekt soll aktuelle Transformationen und Tendenzen serieller Fernseh-Fiktion aus Deutschland speziell aus Perspektive der Produzierenden und mit der Schwerpunktsetzung auf 'Qualitätsserien' erforschen. Ziel ist es, herauszuarbeiten, wie unterschiedliche Serienschaffende durch Selbst-Theoretisierungen, die sich aus verschiedenen, häufig informellen diskursiven Praktiken ergeben, und durch ihre Serienproduktionen einen 'Qualitätsserien'-Diskurs führen. Der Schwerpunkt der geplanten Studie liegt auf der Stoffentwicklung, die sowohl zentraler Kontext als auch Gegenstand jenes branchenimmanenten Wertungsdiskurses ist. Speziell um Autorinnen und Autoren, Produzentinnen und Produzenten (einschließlich Producern) sowie Redakteurinnen und Redakteure soll es gehen. Diese Akteure, so lautet eine zentrale Hypothese, adaptieren die 'Qualitätsserie' in einem spezifischen nationalen Kontext und handeln über diese allgemeinere Transformationen des Mediums Fernsehens sowie veränderte Produktionsabläufe und -strukturen aus. Das Projekt will empfindliche Lücken der Fernseh- und Serienforschung ausgleichen: zunächst die weitgehende Aussparung von deutschen und europäischen Serien und ihren Produktionskontexten in wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit 'Qualitätsserien' und 'Quality TV'. Die meisten Arbeiten in diesem Feld konzentrieren sich auf US-amerikanische Produktionen, deren Entwicklungen, Rahmenbedingungen und auf wenige vermeintliche Prototypen. Des Weiteren wird die Forschung zu fiktionalen Fernsehserien und -reihen aus Deutschland aktualisiert und erweitert: Der gegenwärtige, bislang kaum näher beleuchtete Wandel der hiesigen Serienbranche und eine womöglich entscheidende Phase der deutschen Fernsehgeschichte werden systematisch dargestellt. Die sich derzeit abzeichnenden Veränderungen hinsichtlich Serieninhalten und -narrationen sowie Sendern und Auftraggebern sind eng mit umfassenderen europäischen und globalen oder zumindest westlichen Transformationen des Fernsehens verknüpft. Das Projekt möchte außerdem dem Desiderat an Production bzw. Media Industries Studies im deutschsprachigen Raum abhelfen und diese auf die dortige Fernseh- und Filmwirtschaft anwenden. Die entsprechende Herangehensweise führt zu neuen Perspektiven für die Serienforschung: Aspekte, die eine rein textuelle Analyse bestehender Serien nicht einbeziehen würde, wie zum Beispiel Herstellungsweisen, ökonomische Rahmenbedingungen und erst in Entwicklung befindliche Projekte, finden Beachtung. Durch die Verortung in den Production Studies und den Rückgriff auf medienethnografische Instrumente kann das Projekt die deutsche Serienforschung zudem methodisch erweitern. Es bietet einen konkreten Entwurf dafür an, wie sich mit der Produktion eine weitere Ebene, neben der medialen Repräsentation und ihrer Rezeption, analysieren lässt und dabei Kooperationen, Aushandlungen und Hierarchien berücksichtigt werden können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen