Detailseite
Projekt Druckansicht

Historie der Transparenz Sichtbarmachung von Politik in Deutschland und Frankreich 1890-1990

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 390185045
 
Transparenz ist heute ein politischer Wert, der für Demokratie, Teilhabe und Verantwortlichkeit steht. Dabei geraten meist zwei Dinge in Vergessenheit: Transparenzforderungen sind weder ganz neu noch überzeitlich, sondern sie haben eine Geschichte und sind kontextgebunden. Außerdem haben sie in der Regel ambivalente Wirkungen. Da es noch so gut wie keine historischen Studien zur Geschichte von Transparenz gibt, setzen wir zunächst an der politischen Geschichte an. Transparenz ist nur scheinbar die Eigenschaft eines politischen Systems. In Wirklichkeit schlägt sie sich hauptsächlich in politischen Forderungen nach Transparenz nieder, insbesondere nach Zugang zu Informationen und Materialien, die das Politische "lesbar" machen. Wir widmen uns der Geschichte von Transparenzforderungen im Bereich der Politik in Deutschland und Frankreich. Empirisch konzentrieren wir uns erstens auf die lange Geschichte Parlamentarischer Untersuchungsausschüsse zwischen ca. 1890 und 1970, zweitens auf zwei Skandale aus dem Bereich der Parteienfinanzierung (Flick-Skandal und Affäre Urba). Folgende Fragen wollen wir beantworten: Wann wurde Transparenz eine effektive politische Forderung? Welche Maßnahmen wurden vorgeschlagen? Wer waren die zentralen Akteure? Welche Kontexte sind zu beachten? Wirkungen: Führte die Transparenzforderung zu mehr oder weniger belastbarem Wissen über politische Prozesse? Stärkte oder reduzierte sie Vertrauen in politische Prozesse? Als konzeptioneller Rahmen dienen die von Heald entwickelten Kategorien (transparency upwards, downwards, outwards, inwards).Zu unseren Arbeitsphypothesen gehört die Annahme, dass sich die Transparenzforderung in der ersten Jahrhunderthälfte entwickelte und zunächst eher auf das politische Personal (individualisiert und fallbezogen) richtete. Ab den 1970er/ 1980er Jahren erlangte die Transparenzforderung eine neue Dimension, indem sich die Forderung nach im System selbst angelegter Transparenz durchsetzte. Sollte sich diese Hypothese bestätigen, spräche viel für die These, dass mit zunehmender Transparenzforderung nicht das Vertrauen in die Demokratie gestärkt wurde. Außerdem änderte sich die Akteurskonstellation. Ab den 1980er Jahren traten neben der Presse neue zivilgesellschaftliche Akteure in Erscheinung und forderten Instrumente zur Transparenzherstellung. Das beantragte Projekt setzt die seit 2011 bestehende, enge Zusammenarbeit der Antragsteller auf dem Gebiet der historischen Korruptionsforschung fort und ergänzt sie, insofern als Transparenz in der Gegenwart ein Gegenkonzept zu Korruption darstellt. Das beantragte Projekt wird vom großen Forschungsnetzwerk der Antragsteller profitieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Mitverantwortlich Dr. Volker Köhler
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung