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Dynamische Unsicherheitsschocks, Vertreterkosten und länderübergreifendes Investitionsverhalten: Ein Vergleich zwischen U.S. und Europäischen Wirtschaften

Antragsteller Dr. Johannes Strobel
Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung von 2017 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 390218520
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ausgangspunkt für die durchgeführten Analysen ist das Modell von Carlstrom und Fuerst (1997), in dem asymmetrische Information bzgl. der idiosynkratischen Produktivität der Kreditnehmer bzw. Unternehmer besteht. Diese Unternehmer transformieren Investitionen in Kapital, welches wiederum zur Produktion eines finalen „Output“-Gutes verwendet wird. Sind die Unternehmer nicht produktiv genug zum ihren Kredit zu bedienen, schreitet ein Finanzintermediär ein und liquidiert das Unternehmen. Im Aggregat lassen sich hieraus zwei Schlüsselstatistiken ableiten, die durchschnittliche Risikoprämie der Unternehmerkredite sowie die Insolvenzrate einer Wirtschaft. Diese Statistiken hängen über den Konjunkturzyklus hinweg wiederum von der Verteilung der Produktivität der Kreditnehmer ab, sowie deren Zeitreiheneigenschaften. Zunächst zeigen die Forschungsergebnisse, dass Modell-implizierte Statistiken der Konjunkturzyklen stark verbessert werden durch Berücksichtigung der Persistenz von Unsicherheit. Durch zusätzliche Persistenz wird eine inverse U-Form des zweiten Moments der Produktivität von Unternehmern über den Zeitablauf induziert, so dass die implizierten (Auto-)Kovarianzen von Schlüsselvariablen wie Output, Arbeit und Investitionen innerhalb des Modells deutlich höher sind, und somit näher an beobachteten Daten – in den Vereinigten Staaten. Des Weiteren sind negative Effekte von Unsicherheit sehr heterogen, auch innerhalb des Euro-Raums. Eine Begleiterscheinung bei der Kalibrierung des Modells für ausgewählte europäische Staaten sind sehr kleine Kreditkanaleffekte, insbesondere in Spanien aber auch in Österreich, auf Grund der geringen Insolvenzrate. In der Folge übertragen sich Änderungen der Verteilung von Produktivität von Unternehmern kaum auf die Realwirtschaft. Die Resultate zeigen zudem, dass Kapitalelastizitäten in der Folge eines Technologieschocks im Euro-Raum weniger elastisch sind als die der Vereinigten Staaten. Diskussion mit Forschern der Simon Fraser University hat in der Folge ergeben, dass ein wichtiges, fehlendes Element – gerade im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld – eine nominale Zinsuntergrenze bei null ist. Dieser Mangel wurde im Kontext des zentralen Resultats des Forschungsaufenthalts, „Time-Varying Risk Shocks and the Zero Lower Bound“, behoben. In dieser Arbeit wird gezeigt, dass Unsicherheitsschocks den nominalen Zinssatz an die Zinsuntergrenze treiben können. Dort werden die negativen Effekte des Schocks auf die Gesamtwirtschaft verstärkt. Die Ursache dieser Verstärkung ist, dass Haushalte ihr Portfolio, bestehend aus Kapital und Staatsanleihen, zu Gunsten von Staatsanleihen anpassen. Der resultierende Rückgang im Kapitalstock reduziert den Unternehmen zu Verfügung stehenden Kredit, was zu einem starken Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität führt. Dieser Mechanismus tritt jedoch sehr viel stärker zu Tage, wenn es eine nominale Zinsuntergrenze – in anderen Worten, eine garantierte Untergrenze des Zinssatzes – gibt, da der Rückgang der Kapitalinvestitionen sehr viel stärker ist. Zugleich stellen die Forschungsergebnisse eine Lösung des sogegannten “Missing Deflation Puzzle” dar, da der starke Rückgang im Output mit einem deutlich kleineren Rückgang der Inflation verbunden ist. Der Grund hierfür ist, dass die realen, marginalen Kosten auf Grund des Abfalls der Kapitalinvestitionen fallen, wodurch die marginalen Kosten sinken – jedoch deutlich weniger stark als Output. Wichtig, insbesonders auch für zukünftige Forschung, ist die Implikation, dass der verstärkte Effekt von Risikoschocks nicht notwendigerweise nur im Zusammenhang mit einer nominalen Zinsuntergrenze bei null auftritt. Grundsätzlich könnte er ebenso auftreten, wenn es alternative Investitionsmöglichkeiten gibt, von denen eine als effektive Zinsuntergrenze (bei gegebenem Risiko) gesehen werden kann. Dieser Aspekt ist insbesonders bei einer Währungsunion relevant und stellt daher einen zentralen, zukünftigen Forschungsgegenstand dar.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2018) "Uncertainty, agency costs and investment behavior in the Euro area and in the USA", Journal of Asian Business and Economic Studies, Vol. 25 Issue: 1, pp.122-143
    Johannes Strobel, Kevin D. Salyer, Gabriel S.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1108/JABES-04-2018-0007)
  • (2019), A New Measure of Real Estate Uncertainty Shocks. Real Estate Economics
    Nguyen Thanh, B., Strobel, J. and Lee, G.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1111/1540-6229.12270)
 
 

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