Soziale Beziehungen von SchülerInnen mit SPF
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Grundschule nimmt als erste und gemeinsame Schule für alle Kinder eine besondere Funktion hinsichtlich des grundlegenden Bildungs- und Kompetenzenwerbs, aber auch in Bezug auf die Entwicklung einer positiven emotionalen Beziehung zu Schule und Lernen ein. Soziale Beziehungen von Schüler*innen zu Peers und Lehrkräften stellen hierbei einen zentralen Faktor dar. Das Projekt befasste sich daher mit Bedingungsfaktoren, Korrelaten und Auswirkungen sozialer Beziehungen von Schüler*innen mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf in inklusiven Grundschulklassen. Zum ersten Messzeitpunkt nahmen 47 Schulklassen mit 885 Schüler*innen der vierten Jahrgangsstufe an der quantitativen Fragebogenerhebung teil, an der Mixed-Methods-Längsschnittstudie beteiligten sich 386 Schüler*innen aus 23 Klassen. Durchschnittlich berichteten die befragten Grundschüler*innen ein gute Lehrkraft-Schulkind-Beziehung, ein positives allgemeines Beziehungsklima innerhalb der Klasse sowie ein hohes schulisches Wohlbefinden. Signifikante Unterschiede zwischen Schüler*innen mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) zeigten sich hinsichtlich ihrer Peer-Beziehungen. Schüler*innen mit SPF wiesen eine geringere Freundschaftsqualität zur*zum besten Freund*in, weniger Pauseninteraktionen, eine niedrigere Peer-Akzeptanz sowie vermehrten Ärger auf und zeigten in der subjektiven Einschätzung der Lehrkraft schlechtere Leistungen als ihre Mitschüler*innen ohne SPF. Der letztgenannte Unterschied bestand jedoch nicht in den tatsächlichen Noten zu Schuljahresende. Die allgemeinen Peer-Beziehungen und insbesondere die Lehrkraft-Schulkind-Beziehung konnten als stärkste Prädiktoren schulischen Wohlbefindens identifiziert werden. Da Lehrkräfte Einfluss auf beide Arten sozialer Beziehungen ausüben, sollten sie sich ihrer prägenden Rolle für die soziale Eingebundenheit der Schüler*innen bewusst sein und die Partizipation von Schüler*innen mit SPF gezielt fördern. Differenzierung und Individualisierung erweisen sich hierbei als inklusive Unterrichtsmaßnahmen, die von Schüler*innen und Lehrkräften durchschnittlich auf einem hohen Ausprägungsniveau wahrgenommen werden. Der Vergleich von Schüler*innen- und Lehrkrafteinschätzung lässt darauf schließen, dass systematische Überschätzungen der Lehrkräfte zum Einsatz von Differenzierungs- und Individualisierungsmaßnahmen Vorlagen und Erhebungen inklusiver Unterrichtspraktiken differenziert pro Kind erfolgen sollten. Keine Unterschiede zeigten sich hinsichtlich Geschlecht, Migrationshintergrund oder SPF, was in inklusiven Grundschulklassen mit großer Heterogenität teilweise überrascht, da z.B. Schüler*innen mit SPF mehr Individualisierungsmaßnahmen zuteilwerden sollten. Dies steht im Widerspruch zur durchschnittlichen Wahrnehmung von sächlichen und personellen Ressourcen der Unterstützung, welche Schüler*innen mit SPF positiver wahrnahmen als ihre Mitschüler*innen ohne SPF. Die die zur Verfügung stehenden Ressourcen gehen mit dem Einsatz von inklusiven Unterrichtsmaßnahmen einher. Als besonders positiv wurden hierbei in Interviews mit Schüler*innen differenzierte Hilfestellungen während des Unterrichts hervorgehoben. Insgesamt zeigte sich, dass Differenzierung und Individualisierung über rein didaktische oder methodische Aspekte des Unterrichts hinausgehen, sondern insbesondere auch die auf Partizipation ausgerichtete Lehrkraft-Schulkind-Interaktion umfassen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2019). Perceived Differentiation and Personalization Teaching Approaches in Inclusive Classrooms: Perspectives of Students and Teachers. In Frontiers in Education (Vol. 4, No. 58)
Lindner, K.-T., Alnahdi, G. H., Wahl, S., & Schwab, S.
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(2020). Assessing Perceptions of Resources and Inclusive Teaching Practices: A cross-country Study between German and Saudi Students in Inclusive Schools. Studies in Educational Evaluation: 65
Schwab, S., Alnahdi, G., Goldan, J. & Elhadi, A.
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(2020). Differentiation and individualisation in inclusive education: a systematic review and narrative synthesis. International Journal of Inclusive Education
Lindner, K.-T. & Schwab, S.
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(2021). Formen der Differenzierung und Individualisierung im inklusiven Unterricht. Perspektiven von Schülerinnen, Schülern und Lehrpersonen. In Resch, K., K.-T. Lindner, B. Streese, M. Proyer, & S. Schwab (Hrsg.), Inklusive Schulentwicklung (S. 222-228). Münster: Waxmann
Lindner, K.-T.
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(2021). Zusammenhänge von sozialen Beziehungen mit schulischem Wohlbefinden und emotionalem Erleben von Grundschüler*innen. In G. Hagenauer & D. Raufelder (Hrsg.), Soziale Eingebundenheit (S. 351-365). Münster: Waxmann
Markus, S. & Schwab, S.