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Haushalt und Tod. Inwertsetzungsprozesse und Identitäten in Baja im späten präkeramischen Neolithikum B (LPPNB) der Südlevante

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 393531712
 
Mit der sesshaften und produzierenden Lebensweise kam es zu fundamentalen Veränderungen der Beziehungen zwischen Individuen, Gruppen, Dingen, Raum und den dahinter stehenden kognitiven Dispositionen und Identitätsprozessen, die diese Wirkungsgeflechte bestimmten. Gebauter Raum, beanspruchte materielle und immaterielle Territorien sowie zunehmende Inwertsetzungen – von Ideen, über Wissen und Arbeit bis zu Dingen – wurden in einem nie da gewesenen Maße konstitutiv und kritisch für die frühsesshaften Gemeinschaften. Die akeramisch-neolithischen Großdörfer Vorderasiens sind herausragende Archive, um diese historisch relevanten Veränderungsprozesse und ihre produktiven sozialen und kognitiven Räume mit ihren Umweltbedingungen zu untersuchen. Der Forschungsstand der gut bekannten mega-sites der ostjordanischen Gebirgskette (2. Hälfte 8. Jts. v. Chr.) bietet eine herausragende empirische Grundlage, um die Bedeutung von Haushalten und Sepulkralwesen zu verstehen.Die vorhandenen umfassenden Datengrundlagen aus Ba‘ja und Basta und die Ergebnisse der im Herbst 2016 auf Ba‘ja durchgeführten Machbarkeitsstudie zu dem Forschungsschwerpunkt Haushalt und Tod: Soziale Inwertsetzungsprozesse und Identitäten im späten akeramischen Neolithikum der Südlevante (GZ 80 1599/14-1) haben nochmals das große Forschungspotential aufgezeigt. Es gelang, in Ba‘ja einen intramuralen Friedhof zu identifizieren und die Existenz von rituell "bestatteten"Haushaltsinventaren neben den "aktiven" Haushalten zu bestätigen. Bei der Etablierung der neolithischen Lebensformen und ihren Wertewelten spielten die aufeinanderbezogenen Haushalte und Sepulkralmilieus eine zentrale Rolle. Ausgehend von den Wirksphären Haushalt und Tod untersucht das beantragte Projekt die übergreifenden Fragen, an denen sich die Arbeitsziele festmachen, aus einer südlevantinischen Perspektive: Welche ineinandergreifenden Prozesse förderten den Erfolg der produzierenden Lebensweise? Erklären ihre charakteristischen Akzelerations- und Agglomerationsmerkmale spätere historische Entwicklungen? Durch welchenOrganisationsgrad entstanden identitätsstiftende Werte- und Warengemeinschaften? Ist für das Verständnis früher Sozialorganisation das Konzept der Verwandtenfamilie anwendbar? Sind frühe häusliche Produktionsweisen ausschließlich Subsistenzsicherung? Waren frühe Dorfgemeinschaften korporativ aufgestellt? Welche soziale und „ideologische“ Rolle spielten die Toten unter den Fußböden, gab es eine Trennung zwischen Alltag und Ritualsphäre? Das hier beantragte Projekt nähert sich dem Thema aus der Mikroperspektive und holistisch: Es betrachtet die Neolithisierung "von innen" mit den Befunden eines kleinen neolithischen Dorfs und seiner Gemeinschaft und wie diese sich am großen Geschehen der Neolithisierung beteiligten. Sie soll ein tieferes historisches Verständnis des neolithischen Ethos erarbeiten, das die Grundlage produzierender Lebensweisen der nachfolgenden Zeiten wurde.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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