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(Neu-)Verhandlungen von Home (Zuhause) in Nordamerika: Karibische Diaspora Literatur des 21. Jahrhunderts und Geopolitische Imaginarien
Antragsteller
Professor Dr. Wilfried Raussert
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 393947293
In einer Welt, die von globalem Kapitalismus, extremen Ungleichheiten und Migrationsströmen gekennzeichnet ist, gewinnen Fragen bezüglich Zuhause und Zugehörigkeit neue Bedeutung. Dieses Projekt betrachtet literarische (Neu-)Verhandlungen von Home, sprich Selbst- und Fremdkonzepte über orts- und raumbezogene Ver- und Entwurzelung, Zugehörigkeit, sowie Fragen des Sich-zu-Hause-Fühlens in Relation zu sich wandelnden geopolitischen Imaginarien. Im Zentrum der Untersuchung steht ein diversifiziertes Korpus karibischer Diaspora Literatur des 21. Jahrhunderts, das von in den USA oder Kanada lebenden karibischen Autor/innen unterschiedlicher Abstammung verfasst wurde. Paradigmen der Inter-American Studies und Comparative North American Studies/Literature dienen als analytisches Grundgerüst. Die Forschungsthese lautet wie folgt: Autor/innen der karibischen Diaspora in Kanada und den USA bedienen sich ästhetischer Formen des fiktionalen und nicht-fiktionalen Schreibens, um die komplexen Erfahrungen der vielfach verstreuten karibischen Diaspora zu erfassen und zu reflektieren. In diesen Texten werden Formen transnationaler Zugehörigkeit (re-)konstruiert und hinterfragt. Erstgenannte werden als potenzielle, produktive Räume aufgefasst, in denen Vorstellungen von Home diskursiv (re-)produziert und (neu) ausgehandelt werden. Im Mittelpunkt stehen Fragen nach der Art und Weise, wie Akteure der karibischen Diaspora ihre komplexen und oft widersprüchlichen Positionen und Positionierungen mobilisieren und so die Idee von Home (neu) verhandeln. Ebenso ist die Frage zentral, wie diese Mobilisierung sich im Text materialisiert. Ein mit diesen Fragen eng verknüpftes Ziel ist die kritische Bewertung und Weiterentwicklung von Begrifflichkeiten zu Diaspora, Transmigration und Konzepten der Translocation und Translocational positionality (Anthias 2012), welche die konzeptuelle Basis einer interdisziplinär angelegten Textanalyse bilden und helfen sollen komplexe Positionierungen des diasporischen Subjekts nachhaltig zu erfassen. Das Projekt sieht die Analyse des Textkorpus als wichtige Grundlage und Inspiration zur weiteren Theoretisierung von Home in Relation zu Geopolitischen Imaginarien. Das vorliegende Projekt betrachtet die Karibik, Kanada und die USA als (Ein)Wanderungsorte im Verflechtungsraum der Amerikas. Es untersucht die Herausforderungen und Chancen, die aus solchen migratorischen Verdichtungen von Heterogenität entstehen, und analysiert die individuellen und kollektiven Erfahrungen, die in und zwischen diesen Orten stattfinden. Es hinterfragt eine reduktionistische Nord-Süd Aufteilung kritisch und tritt in einen interamerikanischen Dialog von vielfältigen Beziehungen ein, der ein bedeutendes Forschungsdesiderat mit Blick auf die Anwendung von räumlich-zeitlichen und sozialräumlichen Terminologien hinsichtlich des Home-Begriffs auf praktische Fallstudien zu postkolonialen Literaturen in den Amerikas darstellt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen