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(Neu-)Verhandlungen von Home (Zuhause) in Nordamerika: Karibische Diaspora Literatur des 21. Jahrhunderts und Geopolitische Imaginarien

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 393947293
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Globale Migrationsprozesse verkomplizieren Erfahrungen und Gefühle von belonging (Zugehörigkeit) und home (des Zuhause seins). Dieser Komplexität von Selbst- und Fremdverständnissen der orts- und raumbezogenen Ver- und Entwurzelung hat sich dieses Projekt gewidmet. Das Ziel des Forschungsprojekts war es, neue Perspektiven auf das Konzept home in karibischer Diaspora-Literatur im 21. Jahrhundert zu eröffnen, und dieses Ziel wurde erreicht. Das Projekt untersuchte ein beispielhaftes Korpus englischsprachiger Literatur des 21. Jahrhunderts von Autor:innen aus der karibischen Diaspora mit Blick auf multiple, raumübergreifende und zugleich divergierende Verflechtungsbeziehungen zwischen Kanada, der Karibik und den USA. Durch die Untersuchung der in den Narrativen beschriebenen Migrationserfahrungen wurde offengelegt, dass die ausgewählten literarischen Texte eindimensionale Ideen von belonging und home hinterfragen und diese gleichzeitig (re-)interpretieren. Die Texte erschaffen somit kreative Räume, in denen Ideen von home neu verhandelt und gedacht werden und leisten hierdurch nicht nur einen kulturellen sondern auch einen wichtigen theoretischen Beitrag in der interamerikanischen und weiteren interdisziplinären Forschung zu home. Eine Besonderheit des Projekts liegt darin, den diesbezüglichen konzeptionellen Rahmen von nationaler Herkunft um lokale, regionale und transnationale Ansätze erweitert zu haben. So konnten zahlreiche, bis jetzt in dieser Form nicht behandelte, Aspekte beleuchtet und oftmals generalisierte Begriffe wie (Im-)Migrant:in oder Diaspora neu gedacht und hinterfragt werden. Durch die close und wide readings der fiktionalen und nicht-fiktionalen Texte wird verdeutlicht, dass home translokational verortet ist. Es entsteht ein nuanciertes, multidimensionales Verständnis von kategorischen und gleichzeitig dynamischen Identitätszuschreibungen und Ein- bzw. Ausschließungen aufgrund inhärenter und sich replizierender Machtverhältnisse und somit auch von home und belonging. Erfahrungen von Diskriminierung in den multikulturellen Gesellschaften Kanadas und der USA sowie ein Streben nach Selbstbestimmtheit erscheinen textübergreifend, jedoch unterscheiden sich die dargestellten individuellen und kollektiven Erfahrungen nicht nur voneinander sondern auch von der traditionellen Migrationsgeschichte. Insbesondere aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Sicht setzt das Projekt wichtige Impulse hinsichtlich möglicher theoretisch-kritischer Analysen von home, sowohl im spezifischen Kontext der Amerikas als auch auf breiter konzeptioneller Ebene. Aus den zahlreichen Dialogen mit Dichterin und Historikerin Afua Cooper entwickelte sich das mit Wilfried Raussert gemeinsam verfasste Buchprojekt Black Matters. Mit Einleitungstext und einem Dialog zwischen afrokanadischer/afrokaribischer Lyrik und Fotografie stellt das Buch einen wichtigen Transfer zwischen Wissenschaft, Kunst und Öffentlichkeit dar. Es beleuchtet Ideen von home und belonging im Kontext von Black Diaspora multimedial und wurde mit zwei Preisen in Kanada 2020 und 2021 ausgezeichnet.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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