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Mitgliederheterogenität in Genossenschaften und ihr Einfluss auf gemeinsame Erzeugerorganisationen

Antragstellerin Dr. Julia Höhler
Fachliche Zuordnung Agrarökonomie, Agrarpolitik, Agrarsoziologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 396746928
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Bestehende Forschungsarbeiten zur Mitgliederheterogenität gehen davon aus, dass jedes Mitglied in seinem eigenen Interesse handelt und als homo oeconomicus nur an seinen eigenen Auszahlungen interessiert ist. Die während des Aufenthalts aufgearbeiteten Fallbeispiele aus der Praxis deuten jedoch darauf hin, dass einige Mitglieder sogar dann Mitglieder bleiben, wenn die zunehmende Heterogenität gleichzeitig mit einer niedrigeren Performance oder mit unterschiedlich hohen Auszahlungspreisen für die verschiedenen Mitgliedergruppen auftritt. Aus der Sicht eines einzelnen Mitglieds scheinen Gründe zu existieren, warum die zusätzliche Heterogenität, die möglicherweise sogar mit einer Verschlechterung der eigenen Position einhergeht, trotzdem nicht zu Verhaltensänderungen führt. Um zu verstehen, was diese Gründe sind, müssen zusätzliche Faktoren berücksichtigt werden, die das Verhalten der Mitglieder beeinflussen. Ein Ziel meiner Arbeit war es, eine theoretische Verbindung zwischen Performance, Mitgliederheterogenität und Verhalten herzustellen, die über die bisher getroffene Annahme des homo oeconomicus hinausgeht. Im Verlauf des Aufenthalts hat sich der Schwerpunkt hin zu einer breiteren Diskussion der Arten sowie der Vor- und Nachteile von Mitgliederheterogenität verschoben. Während in der Literatur meist beobachtbare Dimensionen, wie Unternehmensgröße, Alter oder Art der Produkte, als Ursachen für und Dimensionen von Heterogenität beschrieben werden, existieren weitere, nicht-beobachtbare und weniger offensichtliche Dimensionen. Beispiele hierfür sind mentale Modelle der Mitglieder, ihre Identität(en) sowie damit verbundene soziale Normen, wie Fairness und Reziprozität. Die letztgenannten Dimensionen stimmen möglicherweise nicht vollständig mit den beobachtbaren Dimensionen der Heterogenität überein, können aber für den Erfolg oder Misserfolg von Genossenschaften in zunehmend komplexen Umwelten von entscheidender Bedeutung sein. Die Ergebnisse anderer Forschungsdisziplinen deuten darauf hin, dass Heterogenität und ihre Auswirkungen selbst eine vielfältige Angelegenheit sind: Menschen unterscheiden sich in ihrer Art, die Welt zu sehen, zu kategorisieren, zu verstehen und auf diesen Grundlagen zu handeln. Ein wichtiges Ergebnis dieser Publikationen lautet, dass Heterogenität nicht immer ein Nachteil sein muss. Ziel eines gemeinsam in Kanada entwickelten, künftigen Forschungsprojektes ist es, diese weniger offensichtlichen Dimensionen aufzuzeigen und deren Bedeutung für verschiedene Arten von Genossenschaften anhand einer empirischen Erhebung zu untersuchen. Neben Vorteilen sollen dabei auch mögliche Hindernisse und Probleme von Heterogenität bzw. Diversität in Genossenschaften diskutiert werden.

 
 

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