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Situationales Interesse im Mathematikstudium: Individuelle Bedingungsfaktoren und Stimulation durch wertexplizierende Materialien
Antragstellerin
Professorin Dr. Stefanie Rach
Fachliche Zuordnung
Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung
Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397058861
Hohe Abbruchquoten im Mathematikstudium deuten darauf hin, dass viele Studierende das Lernangebot nicht erfolgreich nutzen. Aktuelle Forschungsansätze schreiben situationalem Interesse eine große Bedeutung für erfolgreiche Lernprozesse zu. Situationales Interesse lässt sich in eine emotions- und eine wertbezogene Komponente aufteilen und wird durch eine Interaktion von Merkmalen der Person und der Lernsituation bedingt. Ergebnisse zur Bedeutung von situationalem Interesse liegen schon für mathematische Lernsituationen in der Schule vor. Lernsituationen in einem Mathematikstudium unterscheiden sich jedoch davon substantiell, da in einem Mathematikstudium die Mathematik als beweisende Wissenschaft zentral ist; dagegen wird im Schulunterricht Mathematik eher als Werkzeug zum Lösen von Anwendungsproblemen verwendet. Das Ziel dieses Projektes ist es, bisherige Erkenntnisse zu Zusammenhängen zwischen situationalem Interesse, individuellen Merkmalen und Lernhandlungen auf Situationen in einem Mathematikstudium zu erweitern. Konkret werden die folgenden Fragen fokussiert: (1) Welche individuellen, motivationalen und kognitiven, Merkmale und welche Erlebensqualitäten von Lernsituationen bedingen das situationale Interesse? (2) Welche Zusammenhänge weist das situationale Interesse mit individuellen Lernhandlungen und deren Ergebnissen auf? Diese Fragen werden in zwei empirischen Studien zu zwei unterschiedlichen Lernsituationen in einem Mathematikstudium bearbeitet. Die erste, längsschnittliche Studie fokussiert die Lernsituation Vorlesungsbesuch. In vier Vorlesungen geben ca. 170 Studierende zu jeweils drei Zeiten ihr situationales Interesse an. Die Zusammenhänge zwischen dem berichteten situationalen Interesse und individuellen Merkmalen (z. B. individuellem Interesse), der Erlebensqualität (z. B. Autonomieerleben), den antizipierten Lernhandlungen und deren Ergebnissen (z. B. der Anstrengungsbereitschaft und der Studienzufriedenheit) werden analysiert. Diese Analysen werden auch in einer zweiten Studie zur Lernsituation Aufgabenbearbeitung durchgeführt. Zusätzlich wird in dieser zweiten, experimentell angelegten Studie mit 150 Studierenden aufbauend auf Erwartungs-Wert-Modellen untersucht, (3) inwiefern wertexplizierende Materialien (im Vergleich zu Materialien ohne Wertexplizierung) das situationale Interesse insbesondere von Lehramtsstudierenden in Mathematik (im Vergleich zu Fachstudierenden) stimulieren. Diese wertexplizierenden Materialien sind Aufgaben, die einen Bezug zwischen Schul- und Hochschulmathematik explizieren, was für Lehramtsstudierende aufgrund ihres späteren Berufslebens sicherlich relevant ist. Zusätzlich zur Anstrengungsbereitschaft werden konkrete Aufgabenbearbeitungen als Handlungsmaß herangezogen. Sollten sich diese Materialien als erfolgreich erweisen, könnte im Anschluss ein kontinuierlicher Einsatz der Materialien bezüglich ihrer Wirkungen auf den langfristigen (kognitiven) Lernerfolg untersucht werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Professor Dr. Jan Retelsdorf; Professor Dr. Stanislaw Schukajlow-Wasjutinski