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(Un-)Sicherheit an der Schengen-Binnengrenze. Sicherheitsbezogene Praktiken staatlicher und nicht-staatlicher Akteure an der deutsch-polnischen Grenze

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397312088
 
Seit Langem ist das Zusammenwachsen von Regionen über europäischen Binnengrenzen hinweg ein erklärtes Ziel der EU. In jüngster Zeit gerät das europäische Grenzregime jedoch in die Kritik: Nicht mehr nur an den Außengrenzen (zuletzt beim Umgang mit Geflüchteten) sondern ereignisbezogen auch in Bezug auf die Freizügigkeit an den Binnengrenzen des Schengenraums. Das gilt auch für die deutsch-polnische Grenze, die in deutschen Medien zunehmend als Ort der Kriminalität verhandelt wird. Symptomatisch zeigt sich eine Repräsentation von Grenze, die konträr zu den Kooperations- und Integrationsansätzen europäischer Binnengrenzpolitiken ist. In Wahlkämpfen in Brandenburg und Sachsen wurde das Thema Grenzkriminalität von Parteien des rechten politischen Spektrums gesetzt und zunehmend von anderen Parteien übernommen. Neben den zu vermutenden Ideologisierungen trägt die Art und Weise, wie Grenzkriminalität von und zwischen verschiedenen staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren verhandelt wird, dazu bei, das Verhältnis zwischen staatlicher nicht-staatlicher Sicherheitsvorsorge zu verändern. Das Projekt untersucht die Frage, welche Effekte Verschränkungen von multiskalaren Diskursen und alltagsweltlichen Praktiken und Emotionen in Bezug auf Grenze und Sicherheit auf die Aushandlung des Verhältnisses von staatlichen und nicht-staatlichen Sicherheitspraktiken an der deutschen Grenze zu Polen haben. Ziel des Projekts ist es zu verstehen, wie der Zusammenhang von Sicherheit und Grenze in den Praktiken unterschiedlicher Akteure hergestellt wird. Dafür sieht das Projekt drei Schritte vor: 1.Das Projekt untersucht für den Zeitraum 2006-2016 die Repräsentationen von Sicherheit und Grenze in Bezug auf die deutsch-polnische Schengen-Binnengrenze unter besonderer Berücksichtigung von Erwartungen an Kontrolle und Überwachung sowie emotionaler Hintergründe. 2. Das Projekt untersucht, auf welches implizite, gemeinsam geteilte und/oder kontextspezifische Verständnis von räumlichen Ordnungen des Sozialen die Akteure zurückgreifen und wie Erwartungen an Kontrolle und Überwachung der Staatsgrenze mit Annahmen über räumliche und insbesondere skalare Ordnungen argumentativ verknüpft werden. 3. Schließlich analysiert das Projekt neue Formen des Zusammenwirkens bzw. parallelen Agierens staatlicher und nicht-staatlicher Akteure (in Form von Bürgerwehren, Bürgerstreifen, Sicherheitspartnerschaften, privaten Maßnahmen) bei der Herstellung von Sicherheit, um Aussagen treffen zu können über mögliche Neuverhandlungen des Verhältnisses von Staat und Gesellschaft in grenzbezogenen Praktiken. Methodisch stellt sich das Projekt der Herausforderung, am thematischen Feld von Sicherheit und Angst die Verknüpfung diskursanalytischer und praxeologisch orientierter Perspektiven voran zu bringen, die in der Geographie zunehmend im Interesse steht. Darüber hinaus wird das Projekt einen Beitrag zur Frage leisten, wie sich Lokalität als Effekt situierter Praktiken verstehen lässt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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