Gottlieb von Jagow und die Kriegsschuldfrage 1918 bis 1935. Zur Rolle des ehemaligen Chefs des Auswärtigen Amts in den geschichtspolitischen Debatten der Weimarer Zeit. Eine historiographisch-biographische Untersuchung
Wissenschaftsgeschichte
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Zusammenfassend ist als Ergebnis der Projektförderung durch die DFG festzuhalten, 1. dass ein ausführlicher Lebenslauf Gottlieb von Jagows vorgelegt werden konnte; 2. dass der Forschungsstand zu den Positionen Jagows in der Kriegsschuldfrage, der bis dahin allein auf seinen beiden kurzen Büchern von 1919 und 1925 beruhte, nunmehr, gespiegelt an Reflexionen seinerseits sowohl in der Abstimmung von Formulierungen mit den Beamten der Wilhelmstraße bzw. Mitautoren wie Gf. Montgelas, wesentlich präziser und differenzierter als zuvor bestimmt werden konnten; 3. dass die Einbeziehung Jagows in die offiziöse Kriegsschuldpropaganda und v. a. sein Zusammenwirken mit dem Auswärtigen Amt und den von letzterem beauftragten Autoren jetzt detailliert nachvollzogen werden kann. Dabei ergibt sich, dass der ehemalige Staatssekretär in einigen Fällen durchaus eigenständige Auffassungen vertrat, aber bereit war, diese in der Öffentlichkeit aus Gründen der Staatsräson aufzugeben; 4. dass erkennbar ist, dass es unter den mit Jagow direkt in Kontakt stehenden Beamten sowohl solche gab, die den ehemaligen Behördenchef nicht konsultierten bzw. nicht als Autor oder Sachverständigen/Zeugen in eigener Sache heranzogen (z.B. das mit der Kriegsschuldfrage befasste Mitglied der Versailler Delegation Bernhard Wilhelm v. Bülow, der die Keimzelle des Schuldreferats begründete), als auch jene, die die Autorität des Zeitzeugen ausnutzen wollten bzw. Jagow bei dessen eigenen Projekten nach Möglichkeit unterstützten (z.B. der Leiter des Schuldreferats Friedrich Stieve).
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Gottlieb von Jagow (1863-1935) und sein Umfeld. Ein kaiserlicher Spitzendiplomat zwischen Erstem Weltkrieg und Kriegs(un)schuldforschung. Workshop am 6./7. Juni 2019 in München, Historisches Kolleg, hrsg. von Reinhold Zilch, Berlin 2020
Reinhold Zilch