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Coopetition unter Lieferanten und Implikationen für den Käufer – Ein Projekt zu triadischen Käufer-Lieferanten-Lieferanten Beziehungen im Kontext von Supply-Chain-Resilienz

Fachliche Zuordnung Accounting und Finance
Förderung Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398590876
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Aktuelle Ereignisse wie die COVID-19-Pandemie oder die Blockade des Suezkanals haben einmal mehr die schwerwiegenden Auswirkungen von Unterbrechungen der Lieferkette auf die Leistung von Unternehmen und damit auf unsere Wirtschaft deutlich gemacht. In der Forschung wurden zwei verschiedene Ansätze entwickelt, um derartige Risiken abzumildern: Managern wird geraten, interne Maßnahmen zu ergreifen oder ihre externen Lieferantenbeziehungen zu nutzen, um die Unterbrechungen leichter zu bewältigen. Ungeachtet der Vorteile externer Maßnahmen haben diese in der Forschung bisher nur eine geringe Rolle gespielt. Dies deutet darauf hin, dass die Supply-Chain-Forschung weiterhin vor allem versucht, Empfehlungen für das Lieferketten- Management auf interne Maßnahmen zu konzentrieren. Viele Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass moderne Lieferketten besser als komplexe Netzwerke zu verstehen sind. Das kleinste Untersuchungsobjekt eines Netzwerkes ist wiederrum die Triade. Betrachtet man Triaden statt Dyaden, stellt sich automatisch die Frage, ob sich Lieferanten auf derselben Wertschöpfungsstufe gegenseitig unterstützen können, um so bessere Leistungen für ihren Abnehmer zu erbringen. Derartige Bemühungen könnten die Fähigkeit eines Lieferanten verbessern, solche Störungen zu erkennen, darauf zu reagieren und sich davon zu erholen - mit Vorteilen für die Widerstandsfähigkeit des nachgelagerten Käufers. Die empirische Untersuchung von Triaden könnte daher neue Wege für das Management von Lieferkettenstörungen eröffnen. Das SSCIon-Projekt zielte darauf ab, unser Verständnis des Managements von Lieferkettenunterbrechungen mittelst der Untersuchung von Triaden zu erweitern. Insbesondere wurde untersucht, wie ein Abnehmer die Widerstandsfähigkeit seiner vorgelagerten Lieferanten aufbauen und zu seinem eigenen Vorteil nutzen kann. Zu diesem Zweck wurden quantitative Daten von Fertigungsunternehmen in der DACH-Region erhoben. In einem ersten Schritt wurden Einkäufer kontaktiert, die selbst an der Umfrage teilnahmen und bereit waren, zwei ihrer Lieferanten zu benennen. Diese Lieferanten sollen gleichzeitig kooperieren und miteinander konkurrieren - auch "Coopetition" genannt. In einem zweiten Schritt wurden die Antworten der Lieferanten gesammelt und mit denen der Abnehmer zusammengeführt. Insgesamt wurden so 33 vollständige Triaden gebildet und ausgewertet. Unsere Analysen zeigten, dass ein hohes Maß an Coopetition zwischen den Lieferanten deren Fähigkeit verbessert, eine Störung zu erkennen und darauf zu reagieren. Coopetition hilft dem Lieferanten jedoch nicht, sich von der Störung zu erholen. Anders als erwartet wurde festgestellt, dass sich die Widerstandsfähigkeit eines Lieferanten negativ auf die Leistung des Käufers im Falle einer Störung auswirkt - und nicht positiv, wie bisher angenommen. Dieser Effekt kann jedoch durch eine starke soziale Bindung zwischen Abnehmer und Lieferant verringert werden. Unsere Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse für den Bereich des Lieferkettenmanagements: Erstens erweitern wir unser bisheriges Verständnis von Lieferkettenunterbrechungen, indem wir die Widerstandsfähigkeit von zwei Lieferanten innerhalb eines Netzwerks berücksichtigen. Überraschenderweise schützt die Widerstandsfähigkeit des Lieferanten nicht unbedingt die finanzielle Leistungsfähigkeit des Käufers im Unterbrechungsfall - vielmehr scheint die zugrunde liegende Dynamik komplexer zu sein als bisher angenommen. Manager sollten sich daher nicht blind auf ihre Lieferanten verlassen, sondern die vorgelagerte Lieferkette selbst überwachen und verwalten. Sie sollten auch vorsichtig sein, wenn es darum geht, koopetitive Beziehungen zwischen ihren Lieferanten zu fördern, da dies auch ihrem Risikomanagement abträglich sein kann. Zweitens stellt dieses Projekt unseres Wissens nach den ersten Versuch dar, Triaden in einem Tetraden-Kontext zu erforschen. Damit ergänzen wir die bestehende Triadenliteratur. Schließlich leisten wir einen Beitrag zur Literatur über den so genannten "sozialen Austausch" im Lieferkettenmanagement, indem wir die Vorteile des Austauschs zwischen Lieferanten derselben Wertschöpfungsstufe sowie die der sozialen Bindung zwischen Käufer und Lieferant aufzeigen. Künftige Forschungsarbeiten, die auf unseren Ergebnissen aufbauen, sollten die Rolle der Coopetition im Risikomanagement weiter untersuchen. Insbesondere ist es wichtig, zu erforschen, warum und wie Entscheidungen zur Coopetition zwischen Lieferanten getroffen werden. Es stellt sich die Frage, ob solche Entscheidungsprozesse eher rational oder intuitiv sind - mit möglicherweise sehr unterschiedlichen Auswirkungen auf die Wirksamkeit des Risikomanagements und die Unternehmensleistung.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2020). Supplier–supplier coopetition and supply chain disruption: First-tier supplier resilience in the tetradic context. International Journal of Operations & Production Management, 40(7/8), pp. 1041-1065
    Durach, C. F., Wiengarten, F., & Choi, T. Y.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1108/IJOPM-03-2019-0224)
  • (2021). Turning German automotive supply chains into sponsors for sustainability. Production Planning & Control, 290(1), pp. 1-14
    Wissuwa, F., & Durach, C. F.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/09537287.2021.1893405)
 
 

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