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Das Resilienz-Management der oberdeutschen Hochfinanz im Kommerzialisierungsprozess: Die Fugger, Imhoff, Paumgartner, Behaim und Rehlinger, ca. 1520-1630

Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398661508
 
In einer Langzeitanalyse von den 1520er bis zu den 1630er Jahren werden die Herausbildung und Entwicklung von Strukturen, Strategien, Instrumenten und Medien des Resilienz-Managements der oberdeutschen Hochfinanz ermittelt und analysiert. Dies geschieht vor dem Hintergrund des Kommerzialisierungsprozesses des "langen"16. Jh.s, den dadurch veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen und den offensichtlichen wie unterschwellig wahrgenommenen disruptiven Ereignissen. Dabei wird die forschungsleitende These aufgestellt, dass die allmähliche Herauslösung einer Unternehmung aus ihren traditionellen Handelssektoren unter Hinwendung zur Kapitalanlage in (Staats)Finanzgeschäften trotz der hohen Risiken ebenso eine zentrale Resilienz-Strategie sein konnte wie die Geldanlage in Grundbesitz und sozialem Kapital, und dies gilt sowohl für Familiengesellschaften wie Einzelunternehmer. Fünf ausgewählte oberdeutsche Handelshäuser stehen hierbei im Fokus, die Unternehmen und Familien der Fugger, Imhoff, Paumgartner, Behaim und Rehlinger. Sie gehörten sämtlich der Augsburger und Nürnberger Hochfinanz an und waren durch persönliche und geschäftliche Netzwerke miteinander verbunden. Diese Unternehmen verfolgten das Ziel, in einer einerseits von zunehmender Kommerzialisierung geprägten Epoche und andererseits einer Reihe auftretender disruptiver Ereignisse wie Kriege, Bedrohung durch die Osmanen, Preisrevolution und die Hyperinflation sowie hazard vulnerabilities diesen Einfluss der disruptiven Ereignisse aufzufangen, zu minimalisieren und so resilient zu werden. Die Unternehmen verlagerten infolgedessen ihre Geschäftsbereiche vom Handels- und Montanbereich zunehmend auf Finanzgeschäfte. Außerdem veränderten sich die Unternehmen langfristig strukturell von einer traditionellen (Familien)Gesellschaft zu einer Einzelunternehmung als einer innovativen Unternehmensform. Zum besseren Verständnis dieser bislang nicht geklärten strukturellen Veränderung kann die ökonomische Vulnerabilitäts- und Resilienz-Forschung herangezogen werden, dass nämlich bei kleineren Staaten aufgrund der ihnen innewohnenden höheren Vulnerabilität ein höherer Grad an Resilienz als bei großen festgestellt wurde ("Singapur-Paradox"). Insgesamt wird das während des Kommerzialisierungsprozesses des 16. Jh.s intensivierte resiliencing der oberdeutschen Hochfinanz im Gefolge firmenexterner und -interner disruptiver Ereignisse untersucht und erklärt. Durch die Anwendung des Konzepts des Resilienz-Managements können somit Gründe einer strukturellen Veränderung der Unternehmensform geklärt, mikroökonomische und firmeninterne Prozessabläufe herausgearbeitet, Resilienz-Strategien und -Instrumente ermittelt und hierbei die Funktion der leitenden Akteure bei einem aktiven Resilienz-Management der Unternehmen untersucht und schließlich die Frage beantwortet werden, warum eine Unternehmung in einer bestimmten Situation erfolgreich(er) weiterbestehen konnte oder Bankrott ging.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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