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Auditive Szenenanalyse und Aufmerksamkeitsfokussierung beim Sprachverstehen in komplexen dynamischen Hörsituationen bei jungen und älteren Erwachsenen

Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398995238
 
Sprachverstehen in Gegenwart konkurrierender Sprachreize stellt besonders für ältere Menschen eine Herausforderung dar. Gründe dafür sind altersbedingte Veränderungen des Gehörs, der neuronalen Verarbeitung von Sprachreizen und der kognitiven Leistungsfähigkeit. In der ersten Projektphase konnte gezeigt werden, dass dies besonders bei hoch variablen auditiven Szenerien und bei Sprecherwechseln zu Problemen im Sprachverstehen führt. Diese zeigten sich auch in elektrophysiologischen Maßen, die auf eine erhöhte Ablenkung, weniger flexible Aufmerksamkeitsfokussierung und verringerte Vorbereitung auf die Verarbeitung relevanter Sprachreize hindeuten. Die vorangehenden Arbeiten belegen aber auch, dass Ältere ebenso wie Jüngere Hinweisreize auf bevorstehende Wechsel in der auditiven Szenerie zur Verbesserung des Sprachverstehens nutzen. Eine sehr natürliche Form von Hinweisreizen stellt visuelle Sprache dar, die durch das Sprechergesicht vermittelt werden. So ist lange bekannt, dass visuelle Sprache das (auditive) Sprachverstehen erheblich verbessern kann. Diese audio-visuelle (AV) Erleichterung beruht auf der Integration auditiver und visueller Sprachinformationen, die zu einer Unsicherheitsreduktion beim Sprachverstehen insbesondere unter ungünstigen Hörbedingungen beiträgt. Ältere scheinen dabei mehr noch als Jüngere von AV Sprache zu profitieren, wie sich in ereigniskorrelierten Potentialen (EKP) gezeigt hat. Es ist noch unklar, welchen Anteil visuelle Sprache am Sprachverstehen unter hoch variablen Cocktailparty-Bedingungen hat. Ausgehend von den Befunden der ersten Projektphase wird erwartet, dass visuelle Sprache auch bei wechselnden Sprechern einen positiven Effekt auf das Sprachverstehen hat. Dies soll in der zweiten Projektphase in vier Experimenten überprüft werden, die das Verstehen audio-visueller Sprache bei jüngeren und älteren Probanden untersuchen. Durch Kombination auditiver Sprache mit (a) kongruenten Sprechergesichtern, (b) Gesichtern mit nicht(sprach)inhaltlichen Mund-/Lippenbewegungen und (c) unbeweglichen Gesichtern soll ermittelt werden, welche Vorteile AV Sprache auf das Sprachverstehen bietet und unter welchen Bedingungen diese Vorteile besonders hervortreten. Im Fokus stehen die mit Sprecherwechseln verbundenen Wechselkosten beim Sprachverstehen und damit einhergehende Aufmerksamkeitsprozesse. Zur Aufdeckung der zugrunde liegenden kortikalen Mechanismen sollen parallel zu den Verhaltensmaßen elektrophysiologische Methoden angewendet werden. Es soll besonderes Augenmerk auf diejenigen EKP gelegt werden, die sich in der ersten Projektphase als sensitiv für die Verarbeitung von Sprecherwechseln (N400diff, LPCdiff), die Ausrichtung von Aufmerksamkeit (N2ac, LPCpc) und das Alter (N2, CNV) erwiesen haben. Ziel ist die Gewinnung neuer Erkenntnisse über die neurophysiologischen Mechanismen der audio-visuellen Sprachwahrnehmung und deren Rolle beim Sprachverstehens unter komplexen Hörbedingungen bei jüngeren und älteren Menschen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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