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Ökonomie der Anrufung. Zum Verhältnis von Indigenität, Staat und Wirtschaft in Indonesien.

Antragsteller Dr. Timo Duile
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 400134948
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In dem Projekt habe ich das Verhältnis von indigener Identität, Staat und politischer Ökonomie in Indonesien untersucht. Dabei wurde sowohl eine historische Untersuchung auf nationaler Ebene, eine Analyse aktueller Prozesse indigenen Aktivismus, als auch eine Fallstudie in Enrekang, Süd-Sulawesi, durchgeführt. Das Projekt ging von der Prämisse aus, dass ökonomische und kulturelle Aspekte ineinander verschränkt sind und sich ökonomische Wiedersprüche in kultureller Form ausdrücken, konkret in Indigenität als politische Ressource, die ihre Differenz vom Staat und hegemonial-kapitalistischer Wirtschaft betont. Gleichzeitig müssen Indigene Akteure allerdings auch den Staat und die politische Ökonomie als fundamentalen Bezugsrahmen für ihre Anerkennung selbst anerkennen. Hier stand zu Beginn des Projekts Althussers Konzept der Anrufung im Vordergrund. Im Laufe des Forschungsprozesses wurde allerdings immer mehr auf das Althussersche Konzept der Ideologie zurückgegriffen und schließlich ein dialektisches Konzept von indigener Identität entwickelt. Anders als poststrukturalistische Ansätze, welche Differenz und Relationalität betonen, geht der dialektische Ansatz von einer Einheit, von einer sozialen Totalität aus (die in einem materialtischen Verständnis von der politi schen Ökonomie geprägt ist). Soziale Totalität ist allerdings nie als abgeschlossen zu verstehen, sondern drückt sich nur durch ihre inhärenten Widersprüche aus, die in dialektischen Bewegungen aufgehoben werden und sodann neue Widersprüche hervorbringen. Diese dialektische Bewegung wurde in Bezug auf das Verhältnis zwischen Indigenität, Staat und Ökonomie untersucht. Für die Untersuchung wurden Feldforschungen in Jakarta, Makassar und Enrekang durchgeführt. Dabei standen in einer Fallstudie insbesondere neuere Prozesse der Anerkennung von indigener Identität und Landrechten bei den Duri im Landkreis Enrekang im Vordergrund, der als eine der ersten Landkreise 2016 eine lokale Verordnung (peraturan daerah) zur Anerkennung indigener Gemeinschaften verabschiedet hatte. Auch die dem Anerkennungsprozess zugrundeliegenden ökonomischen Aspekte wurden in der Fallstudie untersucht. Durch die Untersuchung bin ich zum Schluss gekommen, dass sich eine dialektische Analyse sehr gut eignet, die wechselnden Verhältnisse zwischen Indigenität, Staat und Wirtschaft in Indonesien zu analysieren und Indigenität selbst als etwas zu erfassen, was sich dialektisch aus einer gesellschaftlichen Totalität sowohl als Wiederspruch als auch als konstitutiver Teil von Staat und Nation entwickelt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2020): Indigeneity and the State in Indonesia. The Local Turn in the Dialectic of Recognition‖. In: Journal of Current Southeast Asian Affairs, 39(2), S. 270-289
    Tamma, Sukri; Duile, Timo
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1177/1868103420905967)
  • (2020): Indigenous Peoples, the State, and the Economy in Indonesia: National Debates and Local Processes of Recognition‖. In: Austrian Journal of Southeast Asian Studies 13(1), S. 7-12
    Duile, Timo
    (Siehe online unter https://doi.org/10.14764/10.ASEAS-0034)
 
 

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