'He Who Can, Does; He Who Cannot, Teaches?': Stereotype Bedrohungen von Lehramtsstudierenden
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In diesem Projekt sollte die Forschungsfrage untersucht werden, ob und inwieweit negative leistungsbezogene Stereotype über unterschiedliche Gruppen von Lehramtsstudierenden bestehen. Außerdem sollte untersucht werden, ob das Lernen, die Leistung und die Motivation der betroffenen Lehramtsstudierenden durch negative Kompetenzstereotype beeinflusst werden und ob es Möglichkeiten gibt, potenziellen Beeinträchtigungen entgegenzuwirken. In Studie Ia wurden verschiedene Substereotype für Lehramtsstudierende in Abhängigkeit des Studienganges und im Vergleich zu Informatik-, Psychologie- und Rechtswissenschaftsstudierenden beobachtet. Beispielsweise unterlagen Grundschullehramtsstudierende im Vergleich zu Gymnasiallehramtsstudierenden in stärkerem Ausmaß einer paternalistischen Stereotypisierung bestehend aus hoher zugeschriebener Wärme und niedriger Kompetenz. In Studie Ib wurde Lehramtsstudierenden mit einer naturwissenschaftlichen Fächerkombination qualitativ und quantitativ weniger Wärme und mehr Kompetenz zugeschrieben als Lehramtsstudierenden mit einer geisteswissenschaftlichen Fächerkombination. In Studie Ic konnten je nach Lehramtsstudiengang keine unterschiedlichen Auswirkungen stereotyper Bedrohung beobachtet werden, weil sich insgesamt keine stereotypen Bedrohungseffekte replizieren ließen. Trotz einer Variation in der Manipulation der stereotypen Bedrohung konnten in Studie II erneut keine Auswirkungen beobachtet werden, sodass ein Einfluss auf Lernprozesse nicht bewertet werden konnte. In Studie III zeigte sich nach Studienbeginn eine negative Entwicklung der wahrgenommenen Kompetenz bei Lehramtsstudierenden. Die wahrgenommene Wärme und soziale Identifikation mit der Gruppe der Lehramtsstudierenden veränderten sich nicht. In Studie IV schlug erneut die Manipulation der stereotypen Bedrohung fehl, sodass die Wirksamkeit psychoedukativer Interventionen nicht bewertet werden konnte. In Studie V zeigten sich paternalistische Stereotype über Lehramtsstudierende im Vergleich zu Hauptfachstudierenden. Dieser Unterschied lag auf der Kompetenzdimension allerdings nur bei Mathematik- und nicht bei Deutschstudierenden der beiden Studiengänge vor. In Studie VI wurden Lehramtsstudentinnen auf der Kompetenz- und auf der Wärmedimension höher eingeschätzt als Lehramtsstudenten. Dabei zeigte sich das Bild ebenfalls bei männlichen Versuchspersonen. Die unterschiedlichen Substereotype über unterschiedliche Lehrfächer konnten in Studie VII in einer Stichprobe aus Schülerinnen und Schülern repliziert werden. In einer für die Bundesrepublik repräsentativen Stichprobe zeigten sich in Studie VIII positivere Bewertungen von Lehrkräften in den alten Bundesländern und auf der Kompetenzdimension bei weiblichen Versuchspersonen. Studie IX ergab Hinweise darauf, dass die Bewertung von Stereotypen abhängig von den verwendeten Vergleichsgruppen ist. In Studie X zeigte sich bei einer direkteren Form der Stereotypenerfragung eine positivere Einschätzung der Kompetenz von Lehramtsstudierenden, die sich insbesondere bei Gruppenmitgliedern zeigte. In Studie XI ließen sich mithilfe eines impliziten Messverfahrens keine unterschiedlichen Stereotype feststellen. In Studie XII wurden Kombinationen von Ausprägungen der Kompetenz- und Wärmedimension vorgegeben. Die stärkste Zustimmung zeigte sich für Lehramtsstudierende bei Stereotypen, die eine hohe Wärmeeinschätzung beinhalten. Zusammenfassend konnten unterschiedliche Substereotype über Gruppen von Lehramtsstudierenden und Lehrkräften in Abhängigkeit von Studiengängen, Studienfächern, Geschlechtern und im Vergleich zu anderen Studierendengruppen aus unterschiedlichen Perspektiven gezeigt werden. Zusätzlich wurden verschiedene Arten der Stereotypenmessung erprobt. Eine Replikation stereotyper Bedrohungseffekte bei Lehramtsstudierenden gelang im Rahmen dieses Projektes nicht. Es wurden unterschiedliche Arten der Manipulation und des Experimentalsettings genutzt, die jedoch in keiner Studie dazu führten, dass sich Auswirkungen durch die stereotype Bedrohung zeigten. Im Sinne des Projektes ist das ein ungünstiges Ergebnis, aber aus Sicht der Lehramtsstudierenden ist es ein positiver Befund, dass sich im experimentellen Setting keine Auswirkungen stereotyper Bedrohung feststellen lassen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Deutsch/Geschichte oder Mathematik/Physik: Stereotype über Lehramtsstudierende. Studienergebnisse präsentiert auf der Tagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung, Köln
Stuckert, M. O.; Möller, J. & Ihme, T. A.
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Substereotype über Lehramtsstudierende im Kontext des Stereotype Content Models. Studienergebnisse präsentiert auf der Fachgruppentagung Pädagogische Psychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Leipzig.
Möller, J. & Stuckert, M. O.
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Throw Them All in One Pot? Differences in Stereotypes About Subgroups of Pre-Service Teachers. Frontiers in Education, 6.
Stuckert, Martin O.; Ihme, Toni A.; Südkamp, Anna & Möller, Jens
