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Wie Planer(innen) gemacht werden: Subjektivierungen von Planer(inne)n im Kontext von Regionalplanung und Windenergie in Deutschland

Fachliche Zuordnung Städtebau/Stadtentwicklung, Raumplanung, Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Landschaftsplanung
Förderung Förderung von 2018 bis 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 401342127
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Subjektivierungen sind in der Planungsforschung bislang wenig beachtet worden. Das ist überraschend, weil es für ein umfassenderes Verständnis von Planung hilfreich ist, auch die Planungssubjekte konzeptionell zu berücksichtigen, also diejenigen, die daran mitwirken. Planungspolitik funktioniert immer öfter als Identitätspolitik, indem sie versucht, Planungsprozesse und deren Ergebnisse über die Subjektivierungen der Beteiligten zu beeinflussen – insbesondere bei komplexen, konflikthaften Themen wie erneuerbare Energien und speziell Windenergie. Im Zentrum des Projekts stand die Regionalplanung als Teil der gesetzlich definierten und nach Maßstabsebenen gestaffelten Raumordnung, die auch informelle, beteiligungsorientierte Elemente beinhalten kann. Das Projekt basierte auf einem integrativen Zugang zu Planungssubjekten und den größeren Machtstrukturen, in die sie eingebettet sind und die sie reproduzieren. Das Projekt stützte sich auf poststrukturalistische – oder postfundamentale – Theorien der Konstruktion von Identitäten in Verbindung mit Foucaults Gouvernementalitäts-Perspektive. Dabei wird angenommen, dass das Subjekt nicht der Ursprung sozialer Beziehungen ist, sondern in gewisser Weise ein Produkt diskursiv erzeugter Rollen und Praktiken darstellt. Daher wurden Subjektivierungen analysiert als Ergebnis des Zusammenspiels von Macht-Wissens- Komplexen – oder Diskursen –, denen sich die Individuen unterwerfen und durch die sie erst zu Subjekten werden, und Praktiken, mit denen Individuen selber ihre Identität formen. Hauptziel war es, Subjektivierungen von Planer(inne)n in Deutschland an der Schnittstelle von regionaler Raumplanung und Windenergieentwicklung zu analysieren. Aus einer postfundamentalen Perspektive sollten diese Subjektivierungen unter Berücksichtigung des Zusammenspiels diskursiver Anrufungen (subjectification) und der Aneignung von Rollenmustern durch performative Identitätsarbeit (subjectivation) analysiert werden. Außerdem wurden die Themenkomplexe „Ideologie und Anerkennung" sowie „Umgang von Planer(inne)n mit Populist(inne)en" aus verschiedenen demokratie- und planungstheoretischen Perspektiven betrachtet. In methodischer Hinsicht beruhte das Projekt auf Textanalysen und narrativen Interviews mit Regionalplaner(inne)n in Verbindung mit Kodiertechniken. Es konnte gezeigt werden, dass sich Regionalplaner(innen) in Deutschland einer Vielzahl von Rollenerwartungen ausgesetzt sehen, die sich zum Beispiel auf die Berücksichtigung komplexer juristischer Anforderungen und auf umfassende Öffentlichkeitsbeteiligung richten. Während die Planer(innen) einerseits versuchen, diesen Anforderungen durch vielfältige Techniken des Selbst gerecht zu werden, ist andererseits deutlich geworden, dass sie sich diese diskursiven Anrufungen oftmals auch nicht zu eigen machen oder in kreativer, unerwarteter Weise damit umgehen. Viele Argumente und Protestformen gegen Windenergieplanungen weisen populistische Züge auf; daher wurden in dem Forschungsprojekt verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie Planer(innen) mit Populist(innen) umgehen können, wobei die Reaktionsmöglichkeiten – je nach gewählter Demokratie- und planungstheoretischer Perspektive – sehr unterschiedlich ausfallen können.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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