Mentale Kontrastierung und Transfer von Energetisierung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt umfasste vier Teilprojekte zur Selbstregulierung von Energetisierung. Das erste Teilprojekt untersuchte die Übertragung von Energetisierung auf Aufgaben mit geringer Erfolgserwartung durch die Strategie der mentalen Kontrastierung einer erwünschten Zukunft mit der gegenwärtigen Realität. Mentale Kontrastierung löst erwartungsabhängige Energetisierung für Aufgaben aus, die für das Erreichen der gewünschten Zukunft wesentlich sind. Das vorliegende Projekt untersuchte, ob dieser Energetisierungseffekt auch auf Aufgaben übertragen wird, für die Menschen geringe Erfolgswartungen haben. Im Laborexperiment 1 zeigten Personen, die darüber mental kontrastierten, in einem Kreativitätstest, für den sie hohe Erfolgserwartungen hatten, gut abzuschneiden, eine erhöhte physiologische Energetisierung und erbrachten eine bessere Leistung in einer anschließenden – von der Kreativitätsaufgabe unabhängigen – kognitiven Aufgabe (ein Intelligenztest) mit geringen Erwartungen. Feldversuch 2 konzentrierte sich auf Schulkinder. Durch die mentale Kontrastierung eines zwischenmenschlichen Wunsches investierten die Kinder mehr Anstrengung und erbrachten eine bessere Leistung in einer anschließenden akademischen Aufgabe mit geringer Erfolgserwartung, dem Finden von Schreibfehlern. Online-Experiment 3 replizierte die Ergebnisse von Experiment 2 mit Erwachsenen. Personen, die mentale Kontrastierung in Bezug auf einen zwischenmenschlichen Wunsch durchführten, zeigten keine Unterschiede in Anstrengung und Leistung zwischen einer anschließenden akademischen Aufgabe mit geringer Erwartung und einer Aufgabe mit hoher Erwartung. Insgesamt legen die Resultate nahe, dass mentales Kontrastieren den typischen Motivations- und Leistungsabfall, der bei Aufgaben mit geringer Erfolgserwartung auftritt, reduzieren kann. Insgesamt unterstreichen diese Experimente das Potenzial der mentalen Kontrastierung als wirksame Intervention zur Förderung von Anstrengung und Motivation bei Aufgaben mit geringer Erwartung. Im zweiten Teilprojekt untersuchten wir die Beziehung zwischen regulatorischem Fokus (Promotion vs. Prävention) und spontanen Gedanken über Zukunft vs. Realität. Personen mit einem Promotionsfokus versuchen, ihren gegenwärtigen Zustand zu verbessern; Personen mit einem Präventionsfokus versuchen, ihren gegenwärtigen Zustand aufrechtzuerhalten. In Studie 1 wurde der regulatorische Fokus manipuliert, indem die Personen gebeten wurden, sich Gedanken über die Verbesserung (Promotion) oder Aufrechterhaltung (Prävention) ihres gegenwärtigen Zustands zu machen. Die Personen in der Promotionsbedingung schrieben mehr über die gewünschte Zukunft und sahen die Zukunft positiver als die Personen in der Präventionsbedingung. Studie 2 replizierte diese Ergebnisse im zwischenmenschlichen Bereich. Studie 3 untersuchte die Auswirkungen des chronischen regulatorischen Fokus auf die Gedanken über die Zukunft und Realität. Insgesamt legen diese Studien nahe, dass ein Promotions- (vs. Präventions-) fokus mit mehr Zukunfts- als Realitätsorientierten Gedanken zusammenhängt. Der dritte Teil des Projekts war eine Studie, die Teil eines Multilab-Projekts zur Replikation des Selbsterschöpfungs-Effekts war. In der Studie wurde die Erschöpfung von Energie durch eine Stroop-Aufgabe manipuliert und die anschließende Selbstkontrolle durch eine Anti-Sakkaden Aufgabe gemessen. Das Projekt umfasste insgesamt Studien aus 12 Laboren und fand Belege für einen kleinen Depletion-Effekt. Im vierten Teil des Projekts untersuchten wir, ob Energetisierungseffekte des mentalen Kontrastierens auf den jeweiligen Kontext angepasst werden. Wir haben diese Frage in Hinblick auf Energetisierung zum Erreichen einer gewünschten Zukunft im Sport analysiert. Eine Feldstudie mit Marathonläufern zeigte, dass mentale Kontrastierung gerade dann hilft, wenn es besonders schwierig ist durchzuhalten, d.h., im letzten Teil des Marathon-Rennens. Wir konnten zeigen, dass mentales Kontrastieren zu einer verbesserten Balance zwischen gezeigter und geforderter Anstrengung führt, die sich durch vermehrtes Flowerleben messen lässt. Es führte auch zu einer verbesserten Leistung; beides speziell in dem am stärksten herausfordernden Teil des Ausdauerrennens. Damit konnten wir nachweisen, dass auch bei Erwachsenen und in Feldstudien im nicht akademischen Bereich mentale Kontrastierung hilft, Energie und Anstrengung einem speziell herausfordernden Kontext anzupassen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Teaching mental contrasting to facilitate educational attainment across sociocultural contexts. In Liem, G. A. D. & McInerney, D. M. (Eds.), Educational interventions: a sociocultural perspective. 13th volume of research on sociocultural influences on motivation and learning. Information Age Publishing.
Sevincer, A. T. & Oettingen, G.
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Regulatory focus and thinking about the future versus reality.. Motivation Science, 7(3), 334-344.
Sevincer, A. Timur & Oettingen, Gabriele
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Mental contrasting and energization transfer to low-expectancy tasks. Motivation and Emotion, 47(1), 85-99.
Sevincer, A. Timur; Plakides, Alexander & Oettingen, Gabriele
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Getting hold of ego-depletion: Multilab-replication study finds small effect. Paper presented at the 19. General Meeting of the European Association of Social Psychology, Cracow, Poland.
Sevincer, A. T., Dang, J., Barker, P., Baumert, A. Berkman, E. Buchholz, N. … & Zinkernagel
