Detailseite
Projekt Druckansicht

Sorgebeziehungen von männlichen Jugendlichen in Zeiten der Covid-Pandemie erforschen

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 406701246
 
Aufbauend auf dem DFG-Projekt „Fürsorgliche Jungen? Alternative (Forschungs-)Perspektiven auf die soziale Krise der Reproduktion“, das Vorstellungen männlicher Jugendlicher von (Für)Sorge untersuchte, soll in diesem Fortsetzungsprojekt der Fokus auf den Sorgebeziehungen und -praktiken männlicher Jugendlicher vor dem Hintergrund der Covid-Pandemie liegen. Sowohl im öffentlichen Diskurs als auch wissenschaftlich wird das Thema Care(-Arbeit) nur sekundär mit dem männlichen Geschlecht verbunden. Auch in Hinblick auf die Phase der Adoleszenz, in der Verantwortungsübernahme für Andere, also eine generative Perspektive, maßgeblich ausgebildet wird, werden Jungen im Rahmen männlichkeitssoziologischer Studien vor allem als risikobereit und wettbewerbsorientiert beschrieben. Jungen scheinen demnach wenig (Für)Sorge für sich oder andere zu übernehmen. Im vorangegangenen Projekt wurde jedoch deutlich, dass sich Wettbewerbsorientierung sowie Risikobereitschaft und eine Fürsorgeorientierung nicht ausschließen. Sowohl in intrafamilialen Beziehungen als auch in Freundschaften sowie im Verhältnis zu sich selbst übernehmen männliche Jugendliche (Für)Sorge für sich und andere, zum Teil in beträchtlichem Ausmaß. Die Rahmenbedingungen für Sorgebeziehungen und die Entwicklung einer generativen Perspektive haben sich jedoch während der Projektlaufzeit für die teilnehmenden Jungen durch den Ausbruch der Covid-Pandemie im Jahr 2020 radikal verändert. Neben räumlichen Beschränkungen, die die Schule, Freizeitaktivitäten und den öffentlichen Raum betrafen, waren die Jugendlichen aufgrund der Kontaktbeschränkungen insbesondere in ihren sozialen Beziehungen mit Restriktionen konfrontiert. Beziehungsinteraktionen in der Peergroup mussten weitreichend in den digitalen Raum verschoben werden, auch das Miteinander in der Familie war Veränderungen ausgesetzt, etwa durch die Homeoffice-Situation vieler Elternteile. Das Fortsetzungsprojekt fokussiert nun die Perspektiven der Jungen, ihre Erfahrungen hinsichtlich Fürsorge und Selbstsorge unter den veränderten Pandemiebedingungen und welche Rolle diese für Männlichkeitskonstruktionen im Jugendalter spielen. Die empirische Basis stellen 55 mit Jungen in der mittleren Adoleszenz in Präsenz geführte Erstinterviews (vor der Pandemie) und 34 online geführte Zweitinterviews (während der Pandemie, Herbst 2020) dar. Es werden dabei drei Ziele verfolgt: (1.) die Erweiterung des Kenntnisstandes zu Männlichkeit, (Für)Sorge und Adoleszenz unter Pandemiebedingungen; (2.) die methodologische und methodische Weiterentwicklung vor dem Hintergrund online geführter Interviews sowie der tiefenhermeneutischen Methode, die es um eine Möglichkeit des Fallvergleichs zu erweitern gilt; (3.) ein verstärkter Fokus auf Wissenstransfer zwischen Projekt und Jungenarbeit sowie Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen, um einen produktiven Austausch und eine nachhaltige Dissemination der Forschungsergebnisse zu sichern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung