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Die ersten Zeugnisse der "Begegnung" zwischen aristotelischer und konfuzianischer Ethik: Historische und hermeneutische Perspektiven

Antragsteller Dr. Henrik Jaeger
Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 407689948
 
Als die Jesuiten im 17. Jahrhundert mit ihrer umfassenden Übersetzungsarbeit westlicher Schriften ins Chinesische und chinesischer ins Lateinische begannen, schufen sie die Voraussetzungen für die erste philosophische "Begegnung" zwischen Konfuzius und Aristoteles und damit auch für die vielschichtige und nachhaltige Rezeption chinesischer Philosophie im Europa der Frühaufklärung. Ein wichtiges Zeugnis dieser Begegnung, die erste lateinische Fassung zentraler Texte der konfuzianischen Philosophie von Francois Noel SJ war Gegenstand des im Mai 2017 abgeschlossenen Projekts "Imperii Sinensis Libri Classici Sex" (A8/1678 – 2-1). Hierbei wurde deutlich, welch zentrale Bedeutung die "Nikomachische Ethik" (Ethica Nicomachea, EN) für Noels Interpretation der "Vier Bücher" (neokonfuzianischer Kanon, seit dem 13. Jh. Grundlage aller Ethikdiskurse) hatte. Allerdings konnte nicht geklärt werden, ob es für diese Interpretation Vorbilder in Form von früheren Diskursen der EN im chinesischen Kontexte gegeben hatte. Ein solches Vorbild könnte der der Traktat „Die Westliche Lehre der Selbstkultivierung“ (Xiushenxixue, abgekürzt XSHXX; 1630) von Alfonso Vagnone gewesen sein. Das XSHXX ist ein chinesischer Traktat, der die zentralen Themen der EN in Übersetzungen und Paraphrasen vorstellt. Auch wenn nicht nachgewiesen werden konnte, dass Noel dies gekannt hat, so ist doch als eine gemeinsame Quelle der EN-Kommentar (Coimbra) von Manuel de Gois (1593) zu bestimmen.Anliegen dieses Projektvorhabens ist die Edition und Analyse des XSHXX. Hierbei soll deutlich werden, wie Vagnone die Resonanzen und Differenzen zum konfuzianischen Denken thematisiert, worin er das Gemeinsame beider Ethiken sieht und wie er das spezifisch „Westliche“ der EN und ihrer Kommentartradition zum Ausdruck bringt. Ziel dieses Projektvorhabens ist die geistesgeschichtliche Einordnung des XSHXX. Sie soll die Grundlage dafür bieten, zusammen mit Noels Werk einen größeren Überblick über diese erste Rezeption der EN in China zu erarbeiten. Auf diese Weise soll eine differenzierte Grundlage geschaffen werden, die Konfuzianismusrezeption in Europa zu beurteilen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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