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Einfluss von Urbanisierung und anthropogenen Futterquellen auf Ökologie und Energiehaushalt des Eurasischen Eichhörnchens (Sciurus vulgaris)

Fachliche Zuordnung Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 409308009
 
Ziel dieser Studie ist, den Einfluss von Urbanisierung und anthropogenen Futterquellen auf die Ökologie und den Energiehaushalt von kleinen synurbanen Säugetieren, die in urbanen Habitaten in höheren Dichten als in natürlichen Lebensräumen vorkommen, zu verstehen und zu quantifizieren. Weiterhin möchten wir untersuchen, ob diese hohen Populationsdichten tatsächlich bedeuten, dass die Art gedeiht, oder ob urbane Habitate ökologische Fallen darstellen, in denen Individuen z. B. durch Inzucht beeinträchtigt sind. Dazu werden wir die Ökologie und genetische Vielfalt von Populationen des Eurasischen Eichhörnchens (Sciurus vulgaris) aus kleinen urbanen Fragmenten gegenüber solchen aus natürlichen Gebieten vergleichen. Da eine erhöhte Nahrungsverfügbarkeit zu den höheren urbanen Dichten beizutragen scheint, werden wir auch den Einfluss des Vorkommens an natürlichem und anthropogen bereitgestelltem Futter untersuchen. Vom letzteren nehmen wir an, besonders wichtig für urbane Wildtiere zu sein. Daher werden wir diese Futterquellen mit ihrer zeitlichen und räumlichen Verteilung durch eine Anwohnerbefragung quantifizieren. Wir erwarten den Nachweis, dass Individuen in urbanen Habitaten mit hoher Zufütterung ein stabileres Körpergewicht und eine stabilere Kondition über das Jahr hinweg aufweisen, sogar in knappen Jahreszeiten (d.h. Frühling und Sommer). Dieser Effekt wird wahrscheinlich in Kombination mit einem höheren Anteil reproduktiver Individuen auftreten. Trotzdem rechnen wir mit negativen Nebeneffekten wie Mangelerscheinungen durch Fehlernährung oder höhere Parasitenbelastung durch höhere inter-individuelle Kontaktraten an Futterstellen. Diese könnten den o. g. positiven Effekten entgegenwirken und einen Trade-off zwischen dem Überleben von Populationen und der Gesundheit einzelner Individuen darstellen. Urbane Grünflächen könnten auch als Sink-Habitate fungieren, da Inzucht-Effekte, aufgrund Beeinträchtigung von Wanderbewegungen durch die urbane Matrix, auftreten können. Abschließend werden wir für ein vollständiges Bild bzgl. der Interaktion von Nahrung und Energiehaushalt ein Nahrungswahl-Experiment in Kombination mit Messungen des Energiebedarfs durchführen. Dieses wird uns dabei helfen, die Auswirkungen von Urbanisierung auf den Stoffwechsel zu quantifizieren und energetische, sowie ernährungsbedingte Beschränkungen in verschiedenen Habitaten besser zu verstehen. Die Ergebnisse dieses Projekts werden nicht nur für das Management und den Schutz von urbanen Wildtieren relevant sein, sondern auch für Wildtiere in natürlichen Habitaten. Tiere sind durch zunehmende Urbanisierung dazu gezwungen Städte als Lebensraum zu nutzen. Wenn Städte jedoch Sink-Habitate repräsentieren, benötigen die Arten umso mehr die zurückgehenden Wälder, um zu überleben. Die hier zugrunde liegenden Mechanismen zu verstehen und passende Maßnahmen zu entwickeln, um diesen widersprüchlichen Umständen zu begegnen, ist eine der größten Herausforderungen im künftigen Naturschutz.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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