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Leben, Lernen, Erzählen in der dritten Lebensphase. Eine qualitative Panelstudie zu Identitätskonstruktionen und Lern- und Bildungsprozessen in biographischen Wiedererzählungen

Fachliche Zuordnung Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung Förderung von 2019 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 417578587
 
Das Projekt widmet sich einer gesellschaftlich aktuellen Thematik in empirisch innovativer Art und Weise. Es geht um Identitätskonstruktionen und Lern- und Bildungsprozesse in der dritten Lebensphase, die mit einer qualitativen Panelstudie und methodischen Möglichkeiten des Wiedererzählens untersucht werden. Das bildungspolitische Konzept des Lebenslangen Lernens führte zur räumlichen und zeitlichen Entgrenzung des gesellschaftlichen Verständnisses dessen, was Lernen ist: Gelangt einerseits damit gerade das Lernen in den Blick, das sich außerhalb von Institutionen und aufgrund seiner Langfristigkeit meist unbemerkt im alltäglichen Leben vollzieht, wird andererseits deutlich, dass die Würdigung und Förderung des Lernens alterszeitlich nicht begrenzt ist. Der kontinuierliche Anstieg von Lebenserwartung und -qualität bei einem Renteneintritt von etwa 65-67 Jahren hat eine "dritte Lebensphase" zwischen Ruhestand und Hochaltrigkeit entstehen lassen, die diskursiv mit dem Leitbild des aktiven und produktiven Alterns versehen wurde. Dennoch unterliegt dieser Lebensabschnitt mit dem Verlassen der Erwerbstätigkeit, neu zu evaluierenden Sinnfragen und eventuell zu antizipierenden schwindenden Möglichkeitsräumen ganz besonderen subjektiven Herausforderungen, die existentiell auch die individuellen Identitätskonzeptionen betreffen. Um Aussagen über solche Entwicklungs- und Identitätsprozesse und damit verbundene längerfristige Lern- und Bildungsprozesse in lebensweltlichen Rahmungen treffen zu können, ist qualitative Forschung nötig, die das biographische Gewordensein der Individuen würdigt, von ihren subjektiven Deutungen und Relevanzsetzungen ausgeht, aber in der rekonstruktiven Analyse dabei nicht verbleibt. Methodisch ist dies mit biographisch-narrativen Interviews, dem narrationssstrukturellen Verfahren und den Analysemöglichkeiten von Wiedererzählungen möglich. Das Besondere des empirischen Materials dieser Studie liegt darin, dass es gelungen ist, die bereits 2006 und 2007 erhobenen biographisch-narrativen Interviews mit 15 Personen im Alter zwischen 52 und 68 Jahren durch eine zweite Erhebung von biographisch-narrativen Interviews im Jahre 2017 mit denselben 15 Personen zu einer qualitativen Panelstudie auszubauen. In dieser längsschnittlichen Anlage und in der Zielgruppe der so genannten "neuen Alten" liegt die besondere Originalität und Innovation des Projekts, weil Panelstudien zur Analyse von Lern- und Bildungsprozessen aufgrund des Forschungsaufwands sehr selten sind. Im Vergleich der jeweils zwei biographisch-narrativen Interviews lassen sich längsschnittlich in besonderer Weise zeitliche Prozesse und Veränderungen der Welt- und Selbsthaltungen der Erzählenden festmachen, die in den speziellen methodischen Analysemöglichkeiten von Wiedererzählungen liegen. Der minimale und maximale Vergleich der längsschnittlich erarbeiteten Interviewlogiken kann als Querschnittsanalyse zu Typiken verdichtet werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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