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Vermögen des Hochadels. Das Haus Hannover (1913-1953)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 421601195
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im November 1918 beseitigte die Revolution die Monarchie, der Kaiser und die weiteren Fürsten mussten abdanken und mit ihren Familien ins Exil gehen. Doch die entmachteten Herrscherfamilien zerbrachen hierüber nicht. Diese simple wie erklärungsbedürftige Feststellung bildete den Ausgangspunkt des Projekts. Um näher zu ergründen, wie es zumindest einzelnen der Familien gelang, ihren plötzlichen Statusverlust zu verkraften, sich zu stabilisieren und gesellschaftlich neu zu positionieren, wurde der Blick exemplarisch auf die Welfen gerichtet. Speziell galt das Interesse dabei ihrem materiellen Vermögen. Schließlich verfügte die hochadelige Familie mit ihren Schlössern, Ländereien und Wäldern, Kunstsammlungen und Wertpapieren weiterhin über eine außergewöhnliche Machtressource, die, so die Grundannahme der Arbeit, ihr Leben, Handeln und Selbstverständnis nach 1918 in hohem Maße prägte. Gestützt auf das umfangreiche Familienarchiv beleuchtete das Projekt die Geschichte dieser vermögenden, vormals regierenden Familie über drei Generationen hinweg - von den Jahren der Weimarer Republik, über die NS-Zeit bis in die frühe Bundesrepublik. Es zeigte sich, dass das Vermögen sicherlich nicht nur, aber doch wesentlich erklären kann, weshalb der welfische Familienverband das Ende der Monarchie unbeschadet überstand. Die Familienstrukturen waren darauf ausgelegt, das sehr große Vermögen zusammenzuhalten – umgekehrt wirkte das Vermögen stabilisierend auf die Familie in ihrer gesellschaftlichen Stellung. Teils durch etablierte familiale Strukturen, teils durch grundlegende Anpassungen der Vermögensweitergabe und -verwaltung konnten große Teile des Familienvermögens dauerhaft erhalten werden. Nach wie vor war den Welfen eine „standesgemäße“ Lebensführung möglich. Nicht zuletzt deshalb gelang es ihnen, sich auch nach ihrem endgültigen Herrschaftsverlust im Kreis des europäischen Hochadels zu behaupten. Die Untersuchung der Welfen und ihres Vermögens lieferte zugleich aufschlussreiche Erkenntnisse jenseits des engeren Forschungsvorhabens. Zum einen können die Untersuchungsergebnisse dazu beitragen, die auffallende, bis in die Gegenwart hineinreichende Persistenz vieler der ehemaligen Herrscherfamilien besser zu verstehen. Wie einflussreich manche dieser Familien nach wie vor sind, hat die „Hohenzollerndebatte“ zuletzt eindrücklich gezeigt. Zum anderen erhellen die Ergebnisse grundlegende Bedingungen von Vermögensungleichheit. Das welfische Fallbeispiel zeigt allgemeine gesellschaftliche Strukturen auf, die es adeligen wie bürgerlichen Familien im 20. Jahrhundert ermöglichten, ihre Besitztümer zu schützen, zu mehren und von Generation zu Generation weiterzureichen.

 
 

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