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Die Natur menschlicher Vermögen

Antragsteller Dr. Lucian Ionel
Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424457659
 
Um das kantische Programm der Legitimierung menschlicher Autonomie gegen reduktiv-naturalistische Erklärungsstrategien zu konsolidieren, haben unterschiedliche philosophische Ansätze in den letzten Jahren auf die aristotelische Konzeption des vernünftigen Vermögens rekurriert. Der Gedanke, dass Autonomie aufgrund von Vermögen möglich ist, die der Mensch auf natürliche Weise erwirbt, hat sich in der Philosophie des Geistes, in der Handlungstheorie, in der Ethik und in der Epistemologie als fruchtbar erwiesen. Der gegenwärtige Gebrauch des Vermögensbegriffs stößt aber auf die Frage, ob vernünftige Vermögen der natürlichen Lebensform des Menschen zukommen oder erst einen Erwerb der zweiten Natur darstellen und wie diese Optionen jeweils im Einzelnen zu verstehen sind. Trotz der Inanspruchnahme der logischen Erklärungsfunktion des Vermögensbegriffs steht eine eigenständige Erläuterung der Konstitutionsweise eines Vermögens, welche nicht nur den transzendentalen, sondern auch den anthropologischen Stellenwert der Kategorie des Vermögens in Betracht zieht, noch aus. Das Projekt setzt an der Schnittstelle zwischen dem transzendentalen und dem anthropologischen Stellenwert des Vermögensbegriffs an und untersucht, inwiefern eine eingehende Analyse der Art und Weise, in der sich ein Vermögen konstituiert, die Dichotomie zwischen natürlichen Fähigkeiten und erworbenen Vermögen infrage stellt. Diese Analyse soll verdeutlichen, inwiefern vernünftige Vermögen als 'natürlich' betrachtet werden können, ohne natürlich gegeben zu sein, und dafür die allgemein verbreiteten Kategorien der ersten und zweiten Natur, der Gattung und der Lebensform einer genauen Kritik unterziehen. Zu diesem Zweck stellt sich das Projekt einer zweifachen Herausforderung: Einerseits untersucht es im Anschluss an Aristoteles den Stellenwert von Tätigkeiten in der Konstitution eines vernünftigen Vermögens; andererseits erörtert es in Auseinandersetzung mit Hegel, inwiefern vernünftige Vermögen in Lebens- und Lernprozessen konstituiert werden, die für die menschliche Gattung eigentümlich sind. Durch eine begriffliche Klärung der Art und Weise, in der sprachlich-begriffliche Vermögen in Bildungsprozessen konstituiert werden, soll das Projekt eine Konzeption der menschlichen Lebensform artikulieren, welche über die naturalistische Annahme einer vorgegebenen Gattung des Menschen und über die konstruktivistische These einer rein subjektiv bedingten Lebensform des Menschen hinausgeht.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug USA
 
 

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