Detailseite
Zur Rekonstruktion von Paläoumwelten der Hochlandgesellschaften in Iran aus Sedimentarchiven des holozänen Klima- und Landschaftswandels
Antragsteller
Professor Dr. Martin Kehl
Fachliche Zuordnung
Physische Geographie
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424584141
Klimawechsel sind ein wesentlicher Faktor des holozänen Umweltwandels, der die Lebensbedingungen und Landnutzung prämoderner Gesellschaften der Trockengebiete Irans bestimmt hat. Die Übergangszone zwischen dem zentralen Zagrosgebirge und dem Inneren Plateau wird von einem Klimagradienten mit Jahresniederschlägen von c. 500 mm in den Bergen bis zu weniger als 100 mm in den Beckenlagen geprägt. Solche semiariden bis ariden Übergangszonen reagieren empfindlich auf Klimawechsel und sind daher vielversprechende Gebiete, um Klima- und Umweltveränderungen zu detektieren. Unsere bisherigen Untersuchungen im unteren Becken des Zayandeh-Rud zeigen, dass hier deutliche Umweltveränderungen während des Holozäns aufgetreten sind. Zudem gibt es neue Hinweise auf die menschliche Besiedlung dieses Wüstenrandgebietes. Dabei ergeben sich Fragen, warum Menschen dort gesiedelt haben und wie sie Zugang zu Wasser und anderen Ressourcen finden konnten. Unser iranisch-deutsches Forschungsprojekt und der SPP 2176 bieten einen exzellenten Rahmen, um gemeinsam zu diesen und weiteren Themen zu forschen. Wir sehen daher ein großes Potential darin, unsere in der ersten Phase begonnenen Arbeiten fortzusetzen und zu erweitern und so regionale Analysen der Mensch-Umweltbeziehungen im Iranischen Hochland zu erarbeiten. In Fortführung der ersten Phase werden wir Sedimentkerne aus weiteren Sedimentfallen entnehmen (Ebene von Damaneh, Golpayegan Playa) und diese mit einem multi-proxy (Granulometrie, Geochemie, Pollen) und geochronometrischen (Radiokohlenstoff, Lumineszenz) Ansatz laboranalytisch untersuchen. Hierbei werden Indikatoren und Phasen des Klima- und Umweltwandels detektiert und abgeleitet. Vergleichende Studien werden in Untersuchungsgebieten von zwei kollaborierenden Forschungsprojekten des SPP 2176 durchgeführt. Die aus den Ergebnissen und früheren Studien abgeleiteten Magnituden und Zeitfenster des Klima- und Umweltwandels können so für unterschiedliche archäologische Kontexte interpretiert werden. Ein neues Ziel besteht darin, den Umweltwandel am Unterlauf des Zayandeh-Rud detailliert zu analysieren. Hierzu werden wir die Bildung und Austrocknung von Feuchtgebieten, mögliche Laufverlagerungen des Zayandeh-Rud, die frühere Mobilität des Dünenfeldes und mögliche Wasserspiegelschwankungen des Gavkhuni-Sees untersuchen. Die Ergebnisse werden Informationen über diachrone Veränderungen der Ressourcenverfügbarkeit (insbesondere Wasser und Vegetation) und über die Genese der archäologischen Fundstellen liefern. Insgesamt wird das Forschungsprojekt unser Verständis des holozänen Klima- und Umweltwandels im Iranischen Hochland deutlich voranbringen. Über die enge Zusammenarbeit mit den archäologischen Fachdisziplinen erhoffen wir uns zudem ein klares Bild von Mensch-Umweltbeziehungen in iranischen Trockenräumen.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Teilprojekt zu
SPP 2176:
Das iranische Hochland: Resilienzen und Integration in vormodernen Gesellschaften
Internationaler Bezug
Iran
Kooperationspartner
Privatdozent Babak Rafiei Alavi, Ph.D.