Populationsstratifikation in Modellen zur Risikovorhersage
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die individuelle Risikovorhersage auf der Grundlage genomweiter polygenetischer Risiko-Scores (PGRS) unter Verwendung von Millionen von genetischen Varianten hat in der jüngsten Literatur große Aufmerksamkeit erregt. Es wird diskutiert, ob PGRS-Modelle - ohne Verlust an Genauigkeit - auf Populationen mit ähnlichem ethnischen, aber unterschiedlichem geografischen Hintergrund angewendet werden können. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wurde untersucht, wie PGRS in einem populationsspezifischen, aber europäischen Datensatz in anderen europäischen Subpopulationen funktionieren. Unter Verwendung von Daten aus britischen und estnischen Biobanken sowie von Fallkontrolldaten aus der deutschen Bevölkerung wird gezeigt, dass PGRS die höchste Leistung in den Testdatensätzen der entsprechenden Population aufweist, während ihre Leistung deutlich abnimmt, wenn sie auf Testdatensätze aus verschiedenen anderen europäischen Populationen angewendet werden. Dieses Ergebnis hat direkte Auswirkungen auf die klinische Verwendbarkeit von Risikovorhersagemodellen unter Verwendung von PGRS: Bei der Anwendung von Risikoschätzmodellen, die auf zusätzlichen genetischen Informationen basieren, muss ein Populationseffekt berücksichtigt werden, auch für Individuen aus verschiedenen europäischen Populationen derselben Ethnizität. Dies motiviert zusätzlich den Aufbau umfangreicher nationaler populationsbasierter Biodatenbanken, um in Zukunft Präzisionsmedizin unter der Verwendung genetischen Information auch in Deutschland betreiben zu können.