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Besteuerung und Unternehmensproduktivität

Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 388587616
 
Die Produktivitätsentwicklung ist ein entscheidender Faktor für langfristiges Wirtschaftswachstum. Wie kann die Politik geeignete Rahmenbedingungen setzen, um Produktivitätswachstum zu fördern? Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Rolle der Steuerpolitik bei der Erklärung von Produktivitätsunterschieden und ihre Möglichkeiten zur Förderung des Produktivitätswachstums zu untersuchen. Im ersten Projekt der ersten Förderperiode analysierten wir Effekte von steuerlichen Regeln auf Unternehmen entlang der gesamten Produktivitätsverteilung. So konnten wir berücksichtigen, dass Steuern auf weniger produktive Unternehmen anders wirken als auf produktivere Unternehmen. Bei unproduktiven Unternehmen kann die Steuerbelastung zum Marktaustritt führen, so dass eine höhere Steuerbelastung dazu führt, dass Unternehmen am unteren Ende der Verteilung produktiver werden. In der zweiten Förderperiode werden wir zum einen neben der Produktivität auch alternative Performance-Maße betrachten. Zum anderen werden wir analysieren, wie Steuern die Mobilität von Unternehmen innerhalb der Produktivitätsverteilung beeinflussen. Im zweiten Projekt der ersten Förderperiode wurden die Auswirkungen des Systems der Besteuerung von im Ausland erzielten Einkommens (weltweites vs. territoriales Steuersystem) auf die gemessene Unternehmensproduktivität analysiert. Als natürliches Experiment diente die Einführung eines territorialen Steuersystems im Vereinigten Königreich 2009. Mithilfe eines Differenz-in-Differenzen-Ansatzes zeigen wir, dass britische Konzerne nach der Reform mehr Gewinne in Länder mit einem niedrigeren Steuersatz als dem Vereinigten Königreich verlagerten. Die Gewinnverlagerung führt zu einer Fehlmessung der Produktivität: In Niedrigsteuerländern wurden britische Konzerne scheinbar produktiver, im Vereinigten Königreich weniger produktiv. In der zweiten Förderperiode möchten wir Methoden zur Schätzung der Gesamtfaktorproduktivität entwickeln, die diese Fehlmessung durch Gewinnverlagerung korrigieren. Dazu soll die Verzerrung durch Gewinnverlagerung bei der Messung von Inputs geschätzt werden, um das Produktivitätsmaß entsprechend zu bereinigen. Schließlich möchten wir die Interaktion zwischen Steuerpolitik und Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (F&E, einem der wichtigsten Determinanten der Produktivität) untersuchen. Wir entwickeln dazu ein Modell, das auf Firmenebene die F&E-Aktivitäten sowie die Patentierungsentscheidung abbildet. Diese Entscheidung wurde bislang nicht betrachtet, obwohl nur eine patentierte (oder anders kodifizierte) Innovation zur Verringerung der Steuerlast eingesetzt werden kann, indem die dazugehörigen immateriellen Wirtschaftsgüter in eine Steueroase verlagert und mithilfe von Lizenzzahlungen Gewinne dorthin verschoben werden. Ziel des Forschungsprojekts ist, besser zu verstehen, wie das gegenwärtige Steuersystem (und mögliche Alternativen) diese Entscheidungen beeinflussen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Internationaler Bezug USA
Kooperationspartnerin Li Liu, Ph.D.
 
 

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