Detailseite
Projekt Druckansicht

Zur Besteuerung von multinationalen Unternehmen im Kontext von Entwicklungsländern

Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 388587616
 
Die empirische Literatur zur internationalen Steuervermeidung multinationaler Unternehmen (MNU) fokussiert auf Industrienationen. Evidenz für Entwicklungsländer ist rar. Das ist eine bedeutende Wissenslücke. Denn es ist unklar, ob bestehende Erkenntnisse auf Entwicklungsländer übertragbar sind. Politische Entscheidungsträger in Entwicklungsländern sehen sich im Kontext der Besteuerung von MNU einem Trade-Off gegenüber. So ist es einerseits attraktiv, MNU hoch zu besteuern und Steuern effektiv durchzusetzen. Unternehmenssteuern sind eine wichtige Einnahmequelle und MNU gehören zu den größten Firmen in weniger entwickelten Nationen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum aggregierten Steueraufkommen. Andererseits können niedrige Steuern ausländische Direktinvestitionen befördern, mit potentiell positiven Rückwirkungen auf Beschäftigung, Strukturwandel und Wissenstransfer. Das Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, diese gegenläufigen Effekte im Kontext von Entwicklungsländern zu beleuchten. In der Vergangenheit hat der begrenzte Zugang zu qualitativ hochwertigen Mikrodaten fundierte Analysen von Steuervermeidung im Entwicklungskontext weitgehend verhindert. Dieses Projekt hilft diese Lücke zu schließen. Alle Forschungsfragen werden mit Hilfe umfangreicher steueradministrativer Daten für Südafrika untersucht, die es ermöglichen, das Verhalten von MNU zu erforschen. Die Daten werden von der südafrikanischen Steuerbehörde bereitgestellt und umfassen u.a. die Grundgesamtheit der Unternehmenssteuererklärungen und die Gesamtheit des (Intra-)Firmengüterhandels. Zunächst wollen wir die Daten nutzen, um Gewinnverlagerungsaktivitäten zu quantifizieren. Ein besonderer Fokus liegt darauf, die Bedeutung von Sonderwirtschaftszonen (SWZ) für die Unternehmenssteuervermeidung zu ermitteln. SWZ sind in Entwicklungsländern weit verbreitet und werden anekdotisch mit Steuervermeidungsstrategien in Verbindung gebracht. Systematische Evidenz fehlt allerdings. In einem zweiten Schritt befasst sich unsere Analyse mit der Frage, ob weniger entwickelte Länder Maßnahmen zur Bekämpfung von Steuervermeidung ergreifen sollten, um die steuerlich motivierte Gewinnverschiebung einzudämmen. Zu den Bedenken gehören, dass die Wirksamkeit der Anti-Vermeidungsregeln in Entwicklungsländern limitiert sein könnte (angesichts schwacher Steuerverwaltungen) und dass sich die Regeln nachteilig auf ausländische Direktinvestitionen auswirken könnten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hierbei auf Verrechnungspreisvorschriften und ihrer Wirkung auf konzerninternen Handel (Mengen und Preise). Schließlich möchten wir in einem dritten Projekt die Rolle von Steuerberatern im Kontext der Steuervermeidung (multinationaler) Firmen untersuchen. In einem theoretischen Modell soll das Zusammenspiel von Steuerberatern und Steuerzahlern untersucht und steueradministrative Implikationen abgeleitet werden. Die Hypothesen werden empirisch anhand der südafrikanischen Daten geprüft.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung