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Die Historisierung von Natur, Kultur und Gesetzgebung im Etosha-Kunene Naturschutzgebiet in Namibia: Vom Wildreservat Nr. 2 in Deutsch-Südwestafrika zum „Kunene-Volkspark“?

Antragstellerin Dr. Ute Dieckmann
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 428983655
 
Der globale Wert von Biodiversitätsgebieten basiert häufig auf ahistorischen Ideen von Natur, die die menschliche Geschichte weitgehend ausklammern. Wie können diese „naturgeschützten“ Landschaften in ihren historischen Kontext (re-)integriert werden? Wie können die indigenen und marginalisierten Bevölkerungsgruppen zu Wort kommen und kulturelle und linguistische Unterschiede im Verständnis der „Natur der Natur“ begriffen, anerkannt und in die Politik und Praxis von „Naturschutz“ miteinbezogen zu werden?Unsere Forschung beantwortet diese Fragen durch ein kooperatives Projekt, das die dynamischen Dimensionen von Naturschutzgebieten in der Etoscha-Kunene Region in Namibia (ehemals Deutsch-Südwestafrika) analysiert. Der Etoscha Nationalpark und benachbarte Naturschutzgebiete sind die Heimat verschiedener indigener und marginalisierter Bevölkerungsgruppen. Unser Forschungsteam besteht aus drei Akademikerinnen aus Deutschland, Großbritannien und Namibia mit insgesamt mehr als 50 Jahren ethnographischer, sozialwissenschaftlicher und historischer Forschungserfahrung in Namibia. Wir beantragen ein dreijähriges kooperatives Forschungsprojekt mit sechs ineinandergreifenden Arbeitsprogrammen (APs):AP1 Die Historisierung der sozio-ökologischen Politik in Etoscha-Kunene verfolgt eine detaillierte historische Untersuchung der verschiedenen Naturschutzpolitiken, die die Menschen und die Natur in der Region beeinflusst haben.AP2 Der Vergleich indigener Perspektiven vereinigt unsere langjährigen Forschungen in der Region unter Bezugnahme auf Theorien der Anthropologie der Natur in einer neuen vergleichenden Analyse der Umweltwahrnehmung indigener Khoe-, San- und Himba-Gruppen in der Region.AP3 Die Produktion von Identitäten und Indigenität in Etoscha-Kunene untersucht die Konstruktion indigener Identitäten mit besonderem Fokus auf die sich wandelnden Grenzziehungen, bzw. Überschneidungen von „Khoe“ und „San“ Identitäten.AP4 Die Verräumlichung von Kolonialität in Etoscha-Kunene verfolgt die Spuren, Gedanken und Praktiken kolonialer europäischer Reisender anhand ihrer Schriften und verbindet diese mit den Zeugnissen indigener Bewohner derselben Orte und Gebiete.AP5 Die Sammlung, Kuration und Rückgabe von Etoscha-Kunene Naturen untersucht, wie durch die von kolonialen Akteure zusammengestellten naturwissenschaftlichen Sammlungen "Natur" von Etoscha-Kunene repräsentiert, kategorisiert und damit gestaltet wurde.AP6 bezieht sich auf die Öffentlichkeitsarbeit des gesamten Projektes, für die eine mobile Ausstellung, eine Website und verschiedene Workshops geplant sind.Zusammenfassend verfolgen wir eine vielstimmige, radikal historisierte Analyse der Etoscha-Kunene Region, die neuen Beiträge zu Kolonialität, Indigenität und „Naturgeschichte“ liefert. Ziel unseres Vorhabens ist die eine Einbeziehung der verschiedenen Vergangenheiten, Kulturen und Naturen in die Gesetze und Praktiken zur Bewahrung dieser international hochgeschätzten Region.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien, Namibia
 
 

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