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SPP 2315: Maßgeschneiderte künstliche Minerale (EnAM) - ein geometallurgisches Werkzeug zum Recycling kritischer Elemente aus Reststoffströmen
Fachliche Zuordnung
Wärmetechnik/Verfahrenstechnik
Materialwissenschaft und Werkstofftechnik
Materialwissenschaft und Werkstofftechnik
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 441888760
Die heutigen Megatrends lassen sich unter dem Schlagwort zusammenfassen: "Wie können wir als Gesellschaft effizienter werden, und nachhaltig mit den natürlichen Ressourcen umgehen?" Diese Frage umfasst sowohl die Herausforderung CO2/Energie als auch die Herausforderung Rohstoffe/Recycling. Heute befindet sich die Recyclingtechnologie an einem Scheideweg. In den Industrieländern haben sich Ansätze etabliert, um die Elemente und Materialien wiederzugewinnen, die die Hauptmasse des Abfalls ausmachen. Uns fehlen aber Technologien, um die wesentlichen, seltenen Elemente einer modernen Gesellschaft zu adressieren, die in den Abfallströmen verloren gehen. Solche Elemente verleihen einem Produkt seine besondere Funktionalität und sind in Batterien, Kondensatoren, Magneten, elektronischen Schaltungen, Sensoren oder funktionalen Kompositstrukturen enthalten. Eine signifikante Senke für viele dieser Elemente sind pyrometallurgische Prozesse, da diese Prozesse traditionell auf die Qualität, Ausbeute und wirtschaftliche Bedeutung der Hauptmetallphase abzielen. Alle nicht funktionalen und die Materialqualität beeinflussenden Elemente wandern in die zweite flüssige Phase, die Schlacke. Letztere besteht aus Oxiden, Phosphaten, Carbonaten oder Sulfiden von Metallen. So wird die Schlacke zum Träger einer Vielzahl von wertvollen Elementen. Da ihre Konzentration gering ist, sind diese Elemente nach der Erstarrung dissipiert und in die anorganische Matrix integriert. Eine häufige Anwendung der Schlacke, was formal zur Recyclingquote beiträgt, ist als Füllstoff, Bindemittel oder Geopolymer im Bauwesen, wodurch die enthaltenen kritischen Elemente vollständig aus dem Stoffkreislauf entfernt werden. Das SPP 2315 EnAM adressiert die Schlackenphase als eine wichtige Quelle für kritische Technologieelemente. Wenn die Schlacke erstarrt, kann sie ein amorphes Gefüge bilden oder sie kann Kristalle erzeugen. Diese können als künstliche Mineralien bzw. Erze angesehen werden. So ist eine gezielte Kristallisation von definierten Mineralien potenziell in der Lage, verdünnte Elemente um Größenordnungen aufzukonzentrieren. Es kann erforderlich sein, weitere Spezies hinzuzufügen, um definierte Minerale zu bilden, was wiederum von der Thermodynamik des komplexen Mehrkomponentensystems Schlacke abhängt. Die Identifizierung eines EnAM-Kristalls ist der erste Schritt in der Verarbeitung. Er muss bis zu einer ausreichenden Größe (z.B. < 10 µm) kristallisiert und von der verbleibenden, teilweise amorphen Feststoffmatrix befreit werden. Die mechanische Abtrennung der EnAM-Partikel führt schließlich zu einem neuen künstlichen Erzkonzentrat. Die Schlackenaufbereitung ist wenig untersucht und es fehlen daher Prozessgesetze, z. B. Bruch¬gesetze oder Flotationsstrategien zur quantitativen Beschreibung und Modellierung. Zusammenfassend arbeitet das SPP 2315 an ganzheitlichen Trenn- und Konzentrations-konzepten, die es erlauben, in Zukunft mehr Elemente im Stoffkreislauf zu halten.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Internationaler Bezug
Österreich
Projekte
- Beschleunigte Entdeckung künstlicher Minerale durch maschinengestützte Schlackenformulierung, -mischung und -prozessierung (Antragstellerinnen / Antragsteller Fuhrmann, Sindy ; Wondraczek, Lothar )
- Bildung Ta-reicher Magnetitphasen in WEEE- Recycling-Schlacken durch Modifikation und kontrollierte Abkühlung (Antragsteller Friedrich, Bernd )
- Bruchmechanismen in heterogenenen Strukturen - Verknüpfung der Mikrostruktur der EnAM mit dem Bruch- bzw. Aufschlussverhalten (Antragsteller Peuker, Urs )
- Effiziente Flotationstrennung von Mineralphasen (engineered artifical minerals) aus metallurgischen Schlacken durch Interaktionskartierung (interaction scanning) (FlotEnAMIS) (Antragsteller Rudolph, Martin )
- Einzelpartikelanalyse für die prädiktive EnAM-Verarbeitung (Antragsteller Da Assuncao Godinho, Ph.D., Jose Ricardo ; Leißner, Thomas )
- Entstehung kritischer Verbindungen in Recycling Schlacken - eine Studie der Chemie der Schmelze mit MD Simulation und der festen Produkte in einem mikropraeparativen Ansatz (Antragstellerinnen / Antragsteller Fittschen, Ursula ; Merkert, Nina ; Schirmer, Thomas )
- Entwicklung einer kontinuierlichen Prozesskette zur mechanischen Abtrennung von EnAM aus erstarrten Metallschlacken (Antragsteller Gleiß, Marco )
- Exploration des Kompositionsphasenraums metallurgischer Schlackenmodelle für ein rationales Design von Prozessen der Refraktärmetallgewinnung durch Schmelzen und Rekristallisation (Antragsteller Colombi Ciacchi, Lucio ; Mädler, Lutz )
- Koordinationsfonds (Antragsteller Peuker, Urs )
- Ladungs-induzierte trockene Aufkonzentrierung von Lithium-haltigen Komponenten in Schlacken-Feinpulvern (Antragsteller Weber, Alfred )
- Mehrdimensionale probabilistische Charakterisierung von Schlackenmaterialien zur Optimierung von Kühl-, Zerkleinerungs- und Trennprozessen mittels statistischer Bildanalyse unterstützt von Methoden des maschinelles Lernens (Antragsteller Schmidt, Volker )
- MEPP basierte Modellierung und Simulation von Phasentransformationen und Phasenentwicklungen im LAS System unter Berücksichtigung verschiedener kinetischer Phänomene bei der Erstarrung (Antragsteller Fischlschweiger, Michael )
- Numerische Untersuchung des Aufschlusses kritischer Rohstoffe in Form von Engineered Artificial Minerals (EnAMs) aus maßgeschneidert erstarrten Schlackephasen durch DEM-basierte Zerkleinerung (Antragsteller Kruggel-Emden, Harald )
- Schaltbare selektive Sammler für die Flotation von Engineered Artificial Minerals (Antragsteller Schmidt, Andreas )
- Selektive Agglomeration von Engineered Artificial Minerals (EnAM) in einer Suspension von zerkleinerter Schlacke. (Antragsteller Bröckel, Ulrich )
- Semi-mechanistische Modellierung der Bruchmechanismen von künstlichen Mineralien (Antragsteller Schilde, Carsten )
- Thermodynamische Datenbankentwicklung für das System Li2O-Al2O3-SiO2-MnOx: Anwendung für das Recycling von Li (Antragstellerin Fabrichnaya, Ph.D., Olga )
- Untersuchung der Phasenbildung und Phasenkonstitution in den Systemen Li-Mg-Al-O und Li-Al-Mn-O unter besonderer Berücksichtigung von Spinell-Mischkristallen (Antragsteller Ludwig, Alfred ; Schirmer, Thomas )
- Wechselwirkungen zwischen Beanspruchungsbedingungen, Struktur künstlicher Mineralien und deren Formulierung in der nassen Zerkleinerung und Trennung (Antragstellerin Breitung-Faes, Sandra )
- Zentralprojekt - Schlackesynthese, -design und Charakterisierung (Antragsteller Friedrich, Bernd ; Peuker, Urs )
Sprecher
Professor Dr.-Ing. Urs Peuker