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RP3: Appetitive Extinktionsdefizite und das Risiko der Entwicklung einer Pornographienutzungsstörung und Computerspielstörung

Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 411232260
 
Appetitive Konditionierungs- und Extinktionsprozesse werden als wichtige Komponenten für die Entwicklung, Aufrechterhaltung und Genesung einer Suchtstörung angesehen. Während einer Suchtentwicklung werden ehemals neutrale Reize durch Pavlovsche Konditionierung mit der Substanzeinnahme oder dem Suchtverhalten assoziiert. Das Erlernen und Verlernen von suchtbezogenen Assoziationen lassen sich durch appetitive Konditionierungsexperimente untersuchen, die eine Konditionierungsphase, eine Extinktionsphase und eine Extinktionstestphase beinhalten. Während der Konditionierungsphase wird ein konditionierter Reiz (CS+) wiederholt mit einem belohnenden, unkonditionierten Reiz (UCS) gepaart, während ein zweiter neutraler Reiz (CS-) die Abwesenheit einer Belohnung vorhersagt. Nach einigen Durchgängen erzeugt der CS+ stärkere konditionierte Reaktionen als der CS- wie z.B. erhöhte Hautleitfähigkeits- oder neuronale Reaktionen. Auf hirnphysiologischer Ebene spiegelt sich der appetitive Wert des CS+ in der Reaktivität des orbitofrontalen Kortex wider, während die Amygdala mit der Assoziationsbildung und der Nucleus accumbens mit der Belohnungsantizipation in Verbindung gebracht werden. Während des Extinktionslernens werden der CS+ und der CS- wiederholt ohne den UCS präsentiert, was zu einer Abnahme der konditionierten Reaktionen führt, wodurch sie sich am Ende des Extinktionslernens nicht mehr unterscheiden. Nach einer gewissen Zeit wird während der Extinktionstestphase überprüft, ob das Extinktionslernen weiterhin erfolgreich ist.In der vorliegenden Studie soll die Hypothese überprüft werden, ob Betroffene, die eine riskante oder pathologische Pornographienutzung oder eine riskante oder pathologische Nutzung von Computerspielen aufweisen, suchtspezifische Defizite im Extinktionslernen und im -test aufweisen. Bislang wurden Extinktionsprozesse im Kontext einer Pornographienutzungsstörung und einer Computerspielstörung nicht hinreichend untersucht. Dieser Vergleich ist jedoch besonders interessant, da hierdurch die Bedeutung primärer und sekundärer Verstärker verglichen werden kann.Fünf Gruppen sollen eingeschlossen werden: 1) Personen mit Pornographienutzungsstörung, 2) mit riskanter Pornographienutzung, 3) mit Computerspielstörung, 4) mit riskanter Nutzung von Computerspielen und 5) Personen mit unproblematischer Nutzung von Pornographie und Computerspielen. Unterschiede der neuronalen Aktivierung zwischen den Gruppen werden mittels fMRT untersucht. An Tag 1 führen Probanden die appetitive Konditionierungsphase und die Extinktionsphase durch. Eine Woche später wird der Extinktionserfolg mit einer Extinktionstestphase überprüft. Dieses Projekt hat Synergien mit RP2, RP4 und RP6. Während sich die anderen RPs vornehmlich auf die Verarbeitung und Reaktionen auf das relevante Stimulusmaterial fokussieren, erweitert das hiesige RP3 diese Sicht um die Untersuchung der aufrechterhaltenden Faktoren der Störungsbilder durch (gestörte) Extinktionsprozesse.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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