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RP3: Verschiebung von belohnungsgetriebenen zu zwanghaften Verhaltensweisen: Die Rolle einer verminderten Sensitivität für Bestrafung bei Computerspielstörung und Pornografienutzungsstörung
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Stephanie Antons; Professor Dr. Rudolf Maria Stark
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 411232260
Sowohl die Computerspielstörung (GD) als auch die Pornografienutzungsstörung (PUD) zeichnen sich dadurch aus, dass das jeweilige Verhalten trotz negativer Konsequenzen fortgeführt wird. Während sich die meisten aktuellen Suchttheorien auf das Verstärkungslernen bei der Suchtentwicklung konzentrieren, wurde die Sensitivität gegenüber Bestrafungen bisher vernachlässigt. Die Bestrafungssensitivität beschreibt die adaptive Unterdrückung eines Verhaltens als Reaktion auf negative Konsequenzen. Sie ist ein Personenmerkmal, das in der Allgemeinbevölkerung variiert, sich aber auch im Verlauf von Störungen wie suchtartigen Verhaltensweisen verändern kann. Mit einem innovativen Ansatz wollen wir die verhaltensbezogenen und neuralen Korrelate der Bestrafungssensitivität bei Personen in verschiedenen Stadien von GD und PUD sowie bei gesunden Kontrollpersonen untersuchen. Wir gehen davon aus, dass die Bestrafungssensitivität bei Personen mit GD und PUD reduziert ist. Wir wollen herausfinden, ob dieser Effekt spezifisch für negative Konsequenzen ist, die aus dem Suchtverhalten resultieren, und ob die Art der Konsequenzen (positive/negative Bestrafung, Belohnung/Kompensation) und die zeitliche Kontingenz (kurz- oder langfristige Konsequenzen) die Bestrafungssensitivität in der natürlichen Umgebung beeinflussen. Es werden sechs Gruppen männlicher Teilnehmer mittels fMRT untersucht: Teilnehmer mit unproblematischer, riskanter und pathologischer Nutzung von Spielen und Teilnehmer mit unproblematischer, riskanter und pathologischer Nutzung von Pornografie (N=162, 27 pro Gruppe). Wir werden eine modifizierte Version des gut untersuchten Reward Incentive Delay Task verwenden, bei welchem die Belohnung (spielbezogene, pornografische oder neutrale Videoclips) in einigen Durchgängen mit aversiven Reizen kombiniert wird. Die Versuchsanordnung ermöglicht es, den Grad der allgemeinen und suchtspezifischen Bestrafungssensitivität anhand von Verhaltens- und neuralen Maßen zu bestimmen. Mit einem Ecological Momentary Assessment (EMA) werden wir die Art und die zeitliche Kontingenz positiver und negativer Konsequenzen untersuchen, die sich aus dem Suchtverhalten im Alltag ergeben, und wie diese Konsequenzen das Craving und die Ausführung des Suchtverhaltens beeinflussen. Wir werden Zusammenhänge zwischen der experimentell und der im täglichen Leben gemessenen Bestrafungssensitivität untersuchen, indem wir Bildgebungsdaten und EMA-Daten mit neuen statistischen Methoden wie dem Connectome-based Predictive Modeling kombinieren. Der Forschungsschwerpunkt von RP3 liegt auf der Bestrafungssensitivität als ein Faktor, der den Wechsel von belohnungsgesteuertem zu zwanghaftem Verhalten bei GD und PUD erklärt. Mit den Schwerpunkten Reizreaktivität (RP4, RP10) und Reiz-Devaluation (RP2, RP4) sowie der Verwendung von fMRT (RP4, RP10) ergeben sich Überschneidungen mit RP4, RP2 und RP10. Weitere Synergieeffekte werden mit RP5 und RP11 erwartet.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen