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Dokumentation und Untersuchung der ältesten Holzwaffen des Menschen von Schöningen (Fundstelle 13 II, Grabung H. Thieme)

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 447423357
 
Die Entdeckung der ältesten, vollständig erhaltenen Holzwaffen des Menschen ab 1994 im Braunkohletagebau von Schöningen, Lkr Helmstedt, hat die Vorstellungen zu den technisch-kognitiven Fähigkeiten des frühen Menschen in Europa revolutioniert. Da während der Grabung die Hölzer aus dem sogenannten Speerhorizont (Fpl. Schöningen 13 II-4) nahezu vollständig geborgen wurden, steht für die Auswertung ein einzigartiges Inventar zur Verfügung. Über viele Jahre stand die konservatorische Behandlung der Hölzer im Mittelpunkt, doch parallel konnten wichtige Vorarbeiten zur Auswertung realisiert werden. So liegen u.a. eine vollständige Erfassung aller Funde in einer GIS-Datenbank, die Artbestimmung der meisten Hölzer und eine holzanatomische Beschreibung der wichtigen Holzartefakte vor. Auch eine systematische Durchsicht der insgesamt 778 Holzfundeinheiten aus dem Speerhorizont (überwiegend Nasshölzer) konnte organisiert werden und dabei gelang es, neben den bekannten 12 Holzartefakten (45 Fragmente) mindestens 44 weitere bearbeitete Holzfragmente zu identifizieren. Die bearbeiteten Objekte bestehen überwiegend aus Fichte und in geringem Umfang aus Kiefer und Lärche; Hölzer aus Weide und Pappel gehören offensichtlich zur natürlichen Vegetation. Zu den Vorarbeiten gehört auch die erfolgreiche Anwendung moderner bildgebender Verfahren. Mit dem hier beantragten Projekt sollen die Hölzer dieses Fundhorizontes gesamthaft ausgewertet werden. Dazu müssen u.a. alle Holzartefakte detailliert erfasst und beschrieben werden, um ein verlässliches Gesamtinventar aller bearbeiteten Holzobjekte zu erhalten. Dazu gehört auch eine umfangreiche Dokumentation der Hölzer inkl. ihrer Bearbeitungsspuren mit verschiedenen bildgebenden Verfahren (Scanner, CT, Digitalmikroskop, Structure from Motion). Darauf aufbauend soll die Funktion aller bearbeiteten Artefakte bestimmt und vergleichend eingeordnet werden. Darüber hinaus besteht ein wichtiges Ziel in der Erarbeitung der Operationskette , um zu klären, in welchem Zustand die Hölzer auf den Fundplatz gelangten und ob bzw. welche Bearbeitungsschritte vor Ort erfolgt sind. Dafür sind u.a. systematische Zusammensetzversuche erforderlich. Mit der Erarbeitung von Jahrringfolgen der Hölzer soll versucht werden, eine interne Jahrringfolge zu erarbeiten und mögliche Überlappungen von Jahrringsequenzen der Holzartefakte zu identifizieren, die eine zeitliche Nähe oder eine Gleichzeitigkeit der Nutzung anzeigen. So können auch Anhaltspunkte für die zeitliche Tiefe der Fundschicht und auch klimatische Aussagen gewonnen werden. Erste von W. Schoch erarbeitete Jahrringfolgen haben u.a. Frostperioden während der Wachstumsperiode an Artefakten nachweisen können. Die Ergebnisse sollen in qualitätsgesicherten Fachzeitschriften sowie monographisch vorgelegt werden. Auch eine Präsentation der Ergebnisse im Internet sowie im Forschungsmuseum Schöningen ist vorgesehen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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