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Geistlicher Stand oder Sinekure? Die protestantischen Domherren vom Westfälischen Frieden bis zum Ende der Napoleonischen Ära (1648–1815)

Antragsteller Dr. Paul Beckus
Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 447986377
 
Das Fortbestehen protestantischer Domkapiteln im Norden des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis in die napoleonische Ära hat bisher kaum Aufmerksamkeit gefunden. In der Geschichtswissenschaft gelten die evangelischen Domstifte dieser Epoche als bloße finanzielle Versorgungseinrichtungen für nachgeborene Söhne adliger Familien. Dieses Bild speist sich wesentlich aus einer von der Reformationszeit geprägten Sicht auf geistliche Institutionen, in der die Domkapitel als weitgehend irrelevantes Relikt einer vergangenen Epoche erscheinen. Diese Betrachtung fußt allerdings kaum auf Untersuchungen zu den protestantischen Domherren und blendet das Innenleben der Kapitel sowie die sozialen Gruppen aus, aus denen sich die Inhaber der Dompräbenden rekrutierten. Ihre politisch-gesellschaftlichen Rolle bleibt gleichfalls weitgehend ausgespart. Mit der Überlieferung der Domkapitel steht jedoch eine umfängliche Quellengrundlage zur Verfügung, um einen detaillierten Einblick in diese hoch exklusive ständische Institution und die dahinterstehenden sozialen Gruppen zu erlangen. Ziel der Arbeit ist es, die Stellung der protestantischen Domherren in der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft erstmals grundlegend zu untersuchen und so eine Neubewertung der Rolle der evangelischen Domkapitel zu ermöglichen. Das bisher in der Forschung etablierte Bild einer bloßen monetären Zugewinnoption des Adels soll anhand der Erhebung des sozialen Profils der Domherren, ihrer Vernetzungs-, Bildungs- und Karrierewege sowie ihres Auftretens als Mitglieder der Domstifte kritisch überprüft und gegebenenfalls revidiert werden. Das Projekt trägt zugleich zur Erforschung konfessionsübergreifender religiöser Praxis in der Frühneuzeit bei. Die zahlenmäßige Überschaubarkeit der zu untersuchenden Gruppe macht eine Gesamtbetrachtung möglich. Dies begünstigt interessante Vergleiche zu anderen gesellschaftlichen Eliten; nicht zuletzt mit den katholischen Domherren dieser Epoche.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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