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Berlin auf Droge. Heroinkonsum in der Mauerstadt zwischen Psychiatriereform und AIDS-Phobie in den 1970er- und 1980er-Jahren

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 419057548
 
Zusammenfassung Zu Beginn der 1970er-Jahre wurde Heroin in der Bundesrepublik und in West-Berlin zur dominierenden Substanz unter den verbotenen Drogen. Städtische Drogenszenen und „Junkies“ zogen öffentliche Aufmerksamkeit auf sich und offenbarten eine Überforderung nicht nur der ausführenden Gewalt und der Gerichte, sondern auch der sich in einem tiefgreifenden Reformwandel befindenden Psychiatrie, ihrer Konzepte und Institutionen.Beabsichtigt ist die Identifikation und Analyse jener Phänomene, die die gesellschaftliche Sicht auf das Heroinproblem und den Umgang mit Heroinkonsumenten in den 1970er und 1980er Jahren bestimmten. Dabei wird der Einschätzung Rechnung getragen, dass substanzbezogene Sucht nicht allein als pathophysiologische Tatsache aufzufassen ist, sondern dass darüber hinaus Definitionsprozesse und interessegeleitete Politik rechtliche, soziale und auch medizinische Spannungsfelder erzeugen und bestimmen. Als maßgebliche Einflussfaktoren sollen im vorliegenden Zusammenhang die mit der „Psychiatrie-Enquete“ sowie die mit dem Aufkommen von HIV/AIDS verbundenen innerpsychiatrischen wie auch gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen einbezogen werden, da beide Phänomene, so die These, im Drogen-Kontext zu der im Rahmenantrag begründeten „erodierenden Differenz von verrückt und normal“ wesentlich beitrugen. Heroinsucht ist eine Erscheinung, die nicht nur individuelle Krankheits- und psychische Ausnahmezustände begründete. Es handelt sich vielmehr auch um eine gesellschaftliche Problemlage, die im Wortsinne „außerordentliche“ Maßnahmen zu rechtfertigen schien. Reaktionsformen zwischen den Polen von Pönalisierung und Akzeptanz des Heroinkonsums führten zum Verlust der psychiatrischen Monopolstellung bei der Deutung und Behandlung der Drogensucht sowie zu einer Diversifizierung (aber auch einer neuen Unübersichtlichkeit) in der Drogenpolitik und im Umgang mit den Konsument*innen, die bis in die Gegenwart wirkt.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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