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Regulation der Expression und der Translokation Reduktiver Dehalogenasen aus anaeroben Bakterien

Fachliche Zuordnung Stoffwechselphysiologie, Biochemie und Genetik der Mikroorganismen
Förderung Förderung von 2007 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 45646842
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Organohalid-Respiration (OHR) in Sulfurospirillum multivorans folgt einer ungewöhnlichen Langzeitreprimierung in Abwesenheit des Energiesubstrats Tetrachlorethen (PCE). Die Transkription des Gens für das Schlüsselenzym, die PCE reduktive Dehalogenase (PceA), wird in Anwesenheit alternativer Elektronenakzeptoren (z. B. Fumarat, Nitrat, Sauerstoff) über eine Spanne von mehr als 100 Generationen eingestellt. Dieses Phänomen trifft auch für andere in der OHR relevante Gencluster zu (z. B. Norcobamid-Biosynthese). Mittels Proteom- und Transkriptomanalyse konnte gezeigt werden, dass dieser Effekt auf die OHR-Genregion im Genom von S. multivorans beschränkt ist. Weder dem Enzym PceA noch dessen Kofaktor Norpseudo-B12 konnte eine zentrale Rolle als Signalgeber für die Langzeitregulation zugeordnet werden. Mittels vergleichender Transkriptomik wurde das Zwei-Komponenten System SMUL_1538/1539 als zentraler Regulator identifiziert, welcher höchstwahrscheinlich zur Sensierung von PCE dient. Der Regulator setzt sich aus einer membranintegralen Histidin-Protein-Kinase und einem zytoplasmatischen Response Regulator zusammen. In laufenden Versuchen wird die PCE-Sensierung und Signalweiterleitung entschlüsselt. In der Aufklärung dieser molekularen Mechanismen liegt der Schlüssel zum Verständnis der Langzeitregulation vermutet. Eine weitere Langzeitregulation von S. multivorans, die zur Zeit ebenso wenig erklärt werden kann wie die der PCE-Atmung, wurde bei der Adaptation an das fermentative Wachstum mit Pyruvat als einziger Energiequelle beobachtet. Aufgrund der zeitlichen Limitation der zweiten Förderperiode konnten die Arbeiten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen werden. Die Regulation des respiratorischen Stoffwechsels in S. multivorans folgt offenbar keinem strikten Regime wie in anderen Bakterien. In physiologischen Versuchen und mittels Modellierungen wurden Hinweise auf die gleichzeitige Nutzung verschiedener Energiesubstrate gefunden. Diese Ergebnisse reflektieren den hochgradig flexiblen Lebensstil des freilebenden Epsilonproteobakteriums S. multivorans.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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