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Aktivierung motorischer Areale bei der Bewegungsbeobachtung - Einfluss von Expertise und Instruktion

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 46444892
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Wahrnehmung und Handlung wurden lange Zeit als gesonderte und getrennte Prozesse aufgefasst. Unter anderem durch die Entdeckung von Neuronen mit „Spiegel“-Eigenschaften wurde postuliert, dass sie dazu dienen, Simulationen der beobachteten Handlungen zu ermöglichen. Dies heißt, dass beobachtete Handlungen intern auf das motorische Repertoire des Beobachters abgebildet und so offline nachvollzogen werden, statt ausschließlich auf abstrakte Konzepte zu rekurrieren. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass es aber verschiedene Formen von Simulationen geben muss, da in vielen sozialen Kontexten das „Spiegeln“ des Gesehenen dysfunktional sein kann, wie z.B. beim Ausweichen einer Person. In diesem Kontext ist Simulation mit der Prädiktion von Handlungsergebnissen oder -effekten eng verknüpft. Diese theoretischen Annahmen wurden im Rahmen dieses Projekts einer empirischen Überprüfung unterzogen und die Ergebnisse auf ihre Konzeptpassung hin beleuchtet. In der ersten fMRT-Beobachtungs-Studie dieses Projekts zeigen sich Effekte sowohl motorischer Expertise bei der Beobachtung von Tanzvideos, als auch der Beobachtungsperspektive. Ein Gruppenvergleich zwischen Paartanzexperten und -novizen bestätigte vorliegende Befunde von Calvo-Merino et al. (2005, 2006), dass vor allem der ventrale prämotorische Kortex sensitiv für motorische Expertise bei der Beobachtung ist. Der Vergleich von Erste-Personen Perspektive und Dritte-Personen Perspektive brachte eine erhöhte Aktivierung des dorsalen prämotorischen Kortex zum Vorschein. In einer weiteren Studie wurden nur noch Paartanzexperten untersucht, um weitere Einflussfaktoren auf Aktivierungen im Handlungsbeobachtungsnetzwerk (HBN) zu detektieren. Dabei beobachteten beide Geschlechter den jeweilig komplementären, allein tanzenden Paartanz-Partner. Wie in der Studie von Newman-Norlund et al. (2007) zeigte auch in unserer Studie die Komplementär- im Vergleich zur Imitations-Bedingung stärkere Aktivierung in einem distinkten frontoparietalen Netzwerk (dorsal prämotorisch und inferior parietal). Dieses Ergebnis erweitert die vorliegenden Befunde maßgeblich, da diese Gehirnareale offensichtlich auch in alltagsüblichen komplementären Situationen zwischen zwei Personen, nicht nur bei der Handlungsvorbereitung auf ein Objekt wie bei Newman-Norlund et al. (2007) aktiviert werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2009). The role of own-body representations in action observation: A functional MRI study. Neuroreport, 20, 997-1001
    Pilgramm, S., Lorey, B., Stark, R., Munzert, J., & Zentgraf, K.
  • (2010). Differential activation of the lateral premotor cortex during action observation. BMC Neuroscience 11, 89
    Pilgramm, S., Lorey, B., Stark, R., Munzert, J., Vaitl, D., & Zentgraf, K.
  • (2011). Modulating the neural correlates of action observation. Dissertation, Justus-Liebig-Universität Gießen, Germany
    Pilgramm, Sebastian
  • (2011). Simulation during observation of human movements - Theories, empirical studies, applications. Vision Research, 51, 827-835
    Zentgraf, K., Munzert, J., Bischoff, M. & Newman-Norlund, R.
 
 

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