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Stadtwerdung und Entwicklung Ulms im Hoch- und Spätmittelalter. Auswertung der Großgrabung Neue Straße 2001-2004 und von Altgrabungen (Münsterplatz, Schellergasse, Vestgasse u.a.)

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2007 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 46506750
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Als überraschendes und wesentliches Ergebnis der Zusammenschau aller Grabungsergebnisse kann gelten, dass viele funktionsspezifische Elemente bereits sehr viel früher als erwartet vorhanden sind und vor allem, dass diese eine sehr lang andauernde Kontinuität aufweisen. Vieles spricht dabei dafür, dass die karolingische Pfalz an der Stelle eines bereits in der Merowingerzeit herausragenden Areals des Siedlungsgebiets errichtet wurde: auf dem späteren (Wein-)Hof gibt es Indizien für eine Steinbebauung des 6./7. Jahrhunderts, auf welche dann ein größerer Hallenbau zu folgen scheint. Dieses topographisch als Spornplateau über der Mündung der Blau in die Donau herausragende Areal wurde anscheinend von dieser Zeit bis ins 12. Jahrhundert hinein durch mehrere (Wall-)Graben- Linien vom übrigen besiedelten Gebiet abgetrennt. Zeitgleich gibt es noch Siedlungsspuren in der Nähe der nachmaligen, bis ins 14. Jahrhundert mit Parochialrechten ausgestatteten Marienkirche und verschiedene Gräberfelder, bzw. -gruppen, zu denen uns eindeutige Siedlungsbelege jedoch großteils fehlen. Spätestens im 9./10. Jahrhundert verdichtete sich die Siedlungsstruktur und es erscheinen typische „Begleiterscheinungen“ einer königlichen Pfalz, zu der abrupte Umnutzungen einzelner Areale, ein suburbium mit spezialisiertem Handwerk, eine Pfalzkapelle sowie eine nach funktionalen Kriterien gegliederte Siedlungsstruktur zu zählen sind. Es kann postuliert werden, dass Ulm bereits seit dem ausgehenden 10. Jahrhundert städtische Funktionen innehatte, was dem bisherigen Ansatz der Stadtgeschichtsforschung anhand der Schriftquellen auf jeden Fall vorangeht. Die Gestalt dieses Ortes sowie dessen beachtliche Grüße von 15,7 ha kann auf archäologischem Weg recht gut erschlossen werden: Teilbereiche sind detailliert zu rekonstruieren, die Stadtgestalt aber mit Straßenzügen, öffentlichen Plätzen, intern abgetrennten Siedlungsbereichen und deren langanhaltende Kontinuität macht eine ungefähre Rekonstruktion des kompletten Ortes möglich. Die Überprüfung der bisherigen aus der Archäologie entwickelten Modelle zur Stadtentwicklung konnte also einige Einzelaspekte der bisherigen Hypothesen bestätigen, vor allem solche, die einzelne Areale oder Objekte betreffen, wie das von J. Oexle auf dem heutigen Münsterplatz postulierte „suburbium“, die (Pfalz-)Kapelle auf dem Weinhof, den Verlauf der frühen Stadtumwehrung oder der Markt mit seiner lang andauernden Kontinuität. Andere, wie die Frage nach der Bedeutung der Kirche „ennet feldes“ bleiben weiterhin offen. Vor allem aber konnten die bisherigen Ergebnisse präzisiert, ergänzt und in einen Gesamtzusammenhang eingeordnet werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • DFG-Projekt zur Stadtwerdung von Ulm. Denkmalschutzinformationen 31, 4/2007, 52-53
    A. Kottmann
  • Frühe Pfalzen – Frühe Städte, Neue Forschungen zu zentralen Orten des Früh- und Hochmittelalters in Süddeutschland und der Nordschweiz. Ergebnisse eines Kolloquiums am 28. und 29. April im Rathaus zu Ulm = Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg 58 (Esslingen 2009). - 11 Beiträge, 179 Seiten
    Uwe Gross/Aline Kottmann/Jonathan Scheschkewitz
  • Spurensuche nach den Wurzeln der Stadt Ulm, AiD 4/2009, 6-11
    Aline Kottmann/Jonathan Scheschkewitz
  • Zur Frühzeit der Stadt Ulm – Neue Aufschlüsse aus alten Grabungen. Archäologisches Korrespondenzblatt 3/39, 2009, 433-448
    Uwe Gross/Aline Kottmann
  • Stadtgründungen und Stadtwerdung. Tagung im Wiener Stadt- und Landesarchiv, 6.-9. Oktober 2009, Mitteilungen DGAMNZ 22, 2010, 261-263
    Aline Kottmann
  • Ulm. Von der Königspfalz zur Bürgerstadt. In: K. Igel et al., Wandel der Stadt um 1200, Die bauliche und gesellschaftliche Transformation der Stadt im Hochmittelalter = Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg 96 (Stuttgart 2013) 289-299
    Aline Kottmann
  • Ein Münzschatzfund aus Ulm, AiD 4/2014, 42-43
    Aline Kottmann/Matthias Ohm/Kurt Wehrberger
  • Mittelalterliche Pflanzenreste aus der Grabung Ulm-Rosengasse. Fundber. Bad-Württ. 34, 2014, 587-598
    Hansjörg Küster
    (Siehe online unter https://doi.org/10.11588/fbbw.2014.2.44510)
  • Sturzbecher oder Becherschrauben und schwarze Töpfe - Eine gläserne Sonderform und östliche Keramikimporte im frühneuzeitlichen Ulm. Fundber. Bad.-Württ. 35, 2015, 561-574
    Uwe Gross
    (Siehe online unter https://doi.org/10.11588/fbbw.2015.0.44532)
  • Ulm. Hohlgläser aus einer reichen Handelsstadt an der Donau. In: Archäologisches Landesmuseum (Hrsg.), GlasKlar. Archäologie eines kostbaren Werkstoffes in Südwestdeutschland (Friedberg 2015) 134-140
    Christine Prohaska-Gross/ Uwe Gross
  • Zu einigen Dekorbesonderheiten an frühmittelalterlicher Keramik aus Ulm. Fundber. Bad-Württ. 35, 2015, 555-560
    Uwe Gross
    (Siehe online unter https://doi.org/10.11588/fbbw.2015.0.44531)
  • Beiträge zur mittelalterlichen Keramik in Südwestdeutschland: Im Norden zahlreich – im Süden selten: spätmittelalterliche Trinkbecher aus Irdenware
    Uwe Gross
    (Siehe online unter https://doi.org/10.11588/artdok.00005000)
  • Das Fragment einer mehrröhrigen spätmittelalterlichen Glasflasche aus Ulm
    Uwe Gross
    (Siehe online unter https://doi.org/10.11588/artdok.00003717)
  • Die Anfänge Ulms – Eine frühe Stadt. In: M. Gläser/M. Schneider (Hrsg.), Lübecker Kolloquium zur Stadtarchäologie X: Vorbesiedlung, Gründung und Entwicklung (Lübeck 2016) 259 – 274
    Aline Kottmann/ Jonathan Scheschkewitz
  • Keramische Hängegefäße des frühen und hohen Mittelalters
    Uwe Gross
    (Siehe online unter https://doi.org/10.11588/artdok.00004324)
  • Beiträge zur mittelalterlichen Keramik in Südwestdeutschland: Kannen der Älteren gelben Drehscheibenware
    Uwe Gross
    (Siehe online unter https://doi.org/10.11588/artdok.00005385)
 
 

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