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RISS II Projekt 8: Die Auswirkungen der Bedrohung durch zwischenstaatliche Konflikte auf multidimensionale Identität, politischen Präferenzen und Verhaltensabsichten in rekonfigurierten Gesellschaften.
Antragsteller
Professor Dr. Constantin Ruhe
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Politikwissenschaft
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 439346934
Der Krieg in der Ukraine und die Konfrontation mit Russland schüren die Angst vor einer Eskalation und die Gefahr eines größeren Krieges. Aufgrund der wenigen zwischenstaatlichen Konflikte in den letzten Jahrzehnten konzentrierte sich die Forschung jedoch auf andere Formen gewaltsamer Konflikte. Infolgedessen liegen nur wenige wissenschaftliche Erkenntnisse darüber vor, wie sich eine Kriegsgefahr auf europäische Gesellschaften auswirkt, die sich durch jahrzehntelange Migration, soziale Mobilität, soziale Konflikte sowie kulturellen Wandel grundlegend verändert haben. Dieses Projekt untersucht, wie sich die wahrgenommene Bedrohung eines Krieges auf soziale Identität, Präferenzen und Verhalten auswirkt. Das Projekt nutzt den konzeptionellen Rahmen der RISS-Forschungsgruppe und erweitert diesen theoretisch und empirisch um externe Ereignisse, deren Ursprung nicht innerhalb der Gesellschaft, sondern in der Interaktion zwischen Nationalstaaten liegt. Wir argumentieren, dass die wahrgenommene Bedrohung durch Krieg die Identifikation mit übergeordneten Gruppen aktiviert und diese Gruppen homogener erscheinen lässt. Sobald die Gruppe homogener erscheint, entwickeln Gruppenmitglieder ähnlichere politische Präferenzen und sind eher bereit, persönliche Interessen zum Wohle der Gruppe zu opfern. Aufgrund unterschiedlicher Bedrohungswahrnehmungen sind die Reaktionen auf ein Kriegsrisiko jedoch möglicherweise nicht homogen, was die Frage aufwirft, ob und wie diese Heterogenität die vorhergesagten Effekte verändert. Das Projekt untersucht diese Fragen mit Hilfe von Umfrageexperimenten, die in den länderübergreifenden RISS Politicized Identity Survey eingebettet sind, und verwendet modernste Methoden zur Ermittlung heterogener Treatment-Effekte. Wir erforschen, ob und wie Individuen das Risiko eines Krieges als Bedrohung wahrnehmen. Des Weiteren analysieren wir, wie das Kriegsrisiko die mehrdimensionale soziale Identität beeinflusst. Diese Analyse stützt sich auf eine innovative Messstrategie über ein Conjoint-Experiment, welches im Rahmen von RISS I entwickelt wurde. In einem weiteren Schritt untersuchen wir, wie das Kriegsrisiko die individuellen politischen Präferenzen, insbesondere die Unterstützung für Militärausgaben, verändert. Schließlich betrachten wir Verhaltensabsichten im Falle eines Krieges und ermitteln, wie die Bedrohung durch zwischenstaatliche Kriege die Bereitschaft von Individuen verändert, für ihr Land zu kämpfen, die wohl extremste Form von Gruppenkonformität und Opferbereitschaft. Diese Fragen haben Implikationen für die Kriegsursachenforschung der Internationalen Beziehungen (IB), da sie zentrale Determinanten nationaler Fähigkeiten und Entschlossenheit betreffen. Durch die Anwendung des RISS-Konzepts entwirft das Projekt zudem einen konzeptionellen Rahmen für die Untersuchung innerstaatlicher Konsequenzen der internationalen Beziehungen.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
