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Sozialer Status und die Ausbreitung von Pandemien

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2021 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 466310528
 
Ein Grundsatz der psychologischen Pandemieforschung lautet, dass Pandemien sich insbesondere unter Personen mit niedrigem sozialem Status ausbreiten. Wir stellen dies infrage und argumentieren, dass dieser Grundsatz nur in den späteren Phasen einer Pandemie zutrifft. In der kritischen, frühen Phase einer Pandemie sollte sich diese hingegen insbesondere unter Personen mit hohem sozialen Status ausbreiten. Warum? Unser phasen-sensitives Modell der Status-abhängigen Pandemieausbreitung besagt folgendes: In späteren Phasen der Pandemie breitet sich diese vor allem unter Personen mit niedrigem sozialen Status aus, weil zu dieser Zeit bereits Infektionspräventionsmaßnahmen in Kraft sind. Menschen mit hohem sozialen Status haben das Privileg, sich konsequenter an diese Normen halten zu können, als Menschen mit niedrigem sozialen Status. In der frühen Phase einer Pandemie sollte diese aber besonders durch Menschen mit hohem sozialen Status getrieben werden, da es noch keine Infektions¬präventions¬maßnahmen gibt. Menschen mit hohem sozialen Status haben soziale Netzwerke, die sie einer besonderen Gefahr aussetzen einen neuen Virus zu bekommen und zu verbreiten. Konkret zeichnen sich diese Netzwerke durch ihre Heterogenität und Flexibilität aus (z.B. machen Menschen mit hohem sozialen Status mehr Dienst- und Urlaubsreisen). In einer vorläufigen Studie mit zwei Pandemien und drei westlichen Ländern haben wir Evidenz für unser Modell gefunden. Um jedoch ein tieferes theoretisches Verständnis zu erlangen und belastbare Empfehlungen für Infektionspräventionsmaßnahmen abzuleiten ist weitere Forschung notwendig. Drei Forschungsfragen verlangen besondere Aufmerksamkeit: (FF1) Unsere vorläufige Evidenz basiert auf regionalen COVID-19 Daten. Lassen sich unsere Befunde auf die Individualebene verallgemeinern? Um dies zu testen nutzen wir Survey-Daten des SOEP für Deutschland, sowie web-scraping Daten eines Onlinefriedhofs für die USA. (FF2) Unsere vorläufige Evidenz bezieht sich auf Länder mit einem vergleichsweise frühen Pandemiebeginn. Lassen sich unsere Befunde auf Länder mit späterem Pandemiebeginn verallgemeinern—also Ländern die Zeit hatten sich auf die Pandemie vorzubereiten? Um dies zu testen nutzen wir regionale Infektionsdaten aus 18 Ländern von vier Kontinenten. (FF3) Unsere vorläufige Evidenz bezieht sich auf die erste Welle der COVID-19 Pandemie. Lassen sich unsere Befunde auch auf die zweite Welle verallgemeinern—also eine Welle, in welcher das Virus für keine Bevölkerungsgruppe mehr neu ist? Um dies zu testen erweitern wir die Daten und Analysen der FF2 zeitlich um die zweite Welle in allen 18 Ländern. Zusammengenommen erlaubt uns dieses Projekt unser phasen-sensitives Modell der Status-abhängigen Pandemieausbreitung zu verifizieren und zu erweitern, unser breiteres theoretisches Verständnis von sozialem Status und Pandemieausbreitung zu vertiefen und empirisch fundierte Empfehlungen für Infektionspräventionsmaßnahmen abzuleiten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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