Städtische Wasserlandschaften und die Pandemie - Praktiken, Technologien und Infrastrukturen Nairobis im Wandel
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Covid-19-Pandemie hat deutlich gemacht, wie wichtig der Zugang zu Wasser für den Schutz der menschlichen Gesundheit ist. Die Übertragung des neuartigen Virus von Mensch zu Mensch kann jedoch durch ungleiche geografische Gegebenheiten beim Wasserzugang gefördert werden. Das 12-monatige Projekt "Urban Waterscapes and The Pandemic" konzentriert sich auf Nairobi, Kenias Hauptstadt mit historisch ungleicher und stark umkämpfter ‚Wasserlandschaft‘ (waterscape), und nutzte das Konzept der waterscapes, um zu verstehen, wie sich die Wasserversorgung, Technologien, Governance und Praktiken in Nairobi während der Pandemie verändert haben. Dementsprechend wählte das Projektteam der TU Dortmund und der Universität Nairobi zwei Gebiete mit Wasserproblemen in Nairobi aus - die informelle Siedlung Kibera und das stark verdichtete, zentrale Viertel Eastleigh - um a) Nairobis pandemische waterscapes zu verstehen, b) potenziell veränderte Wasserpraktiken in Kibera und Eastleigh zu erforschen und c) ortsspezifische Veränderungen zu vergleichen, um Dichotomien in Frage zu stellen, mit denen Bereitstellung von und Zugang zu städtischen Infrastrukturen häufig betrachtet werden. Insgesamt hat das Projekt mit mehr als 50 qualitativen Interviews, mehr als 900 quantitativen Fragebögen, einem Open-Data- Datensatz, drei Konferenzbeiträgen, zwei peer-reviewed Veröffentlichungen (eine in Begutachtung, eine in Vorbereitung) und einem in Kürze erscheinenden Policy Brief die erwarteten Ziele übertroffen. Der wissenschaftliche Wert des Projekts zeigt sich vor allem in den wichtigsten Ergebnissen und den neu identifizierten Forschungslücken. Die waterscape in Nairobi hat in der Tat Veränderungen erfahren, wie z. B. eine noch nie dagewesene kostenlose Wasserversorgung in informellen Siedlungen, einen staatlich gelenkten Zuwachs an boreholes und eine weitere Zunahme erratischer Versorgungsmuster innerhalb des leitungsgebundenen Wassernetzes. Diese Veränderungen können jedoch nicht allein auf die Pandemie zurückgeführt werden, sondern waren das Ergebnis einer zufälligen Überschneidung mit Veränderungen in der städtischen Governance-Struktur Nairobis. Darüber hinaus spielten sich die Veränderungen von Nairobis waterscape auf sehr ortsspezifische und feinkörnige Weise ab, was auf eine neu entstandene urbane und infrastrukturelle Fragmentierung innerhalb der Stadtteilebene hindeutet. Die Ergebnisse des Projekts führten zu spezifischen Empfehlungen und Vorschlägen für die städtische Wasserpolitik und -praxis sowie zur Identifizierung einer Forschungslücke in Bezug auf die zeitlichen Aspekte heterogener Infrastrukturkonfigurationen (im urbanen Afrika), die das Projektteam nun für einen Folgeforschungsantrag nutzt.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Governing Pandemic Waterscapes: Covid-19 and Nairobi Metropolitan Services as Co-Catalysts of Waterscape Changes. MDPI AG.
Schramm, Sophie; Kasper, Moritz; Mwenje, Emmanuel; Bohlen, Simon & Wamuchiru, Elizabeth
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Household Survey in Nairobi (Kibera & Eastleigh) for the "Urban Waterscapes and the Pandemic" research project
Kasper M.; Schramm S.; Mwenje E. & Wamuchiru E.
