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Römische Schmelztiegel. Auf der Spur von Ernährung und kultureller Diversität in einer Grenzregion

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Analytische Chemie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 468454672
 
In einer Zeit des wiederaufkommenden Nationalismus, mit omnipräsenten Debatten über Multikulturalismus in den Medien, wird das Verständnis des Zusammenlebens unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und des wahren Ausmaßes kultureller Vielfalt in der Vergangenheit wichtiger denn je. Dieses Projekt erforscht, wie die Eingliederung Britanniens in eine globalisierte römische Welt und der Zuzug europäischer und nordafrikanischer Migranten die Ess- und Lebensgewohnheiten der Menschen in dieser weit entfernten Provinz Roms beeinflusste. Die römische Eroberung Britanniens begründete die Ankunft einer Vielzahl neuer Menschen, Pflanzen, Tiere und Nahrungsmittel aus ganz Eurasien in Britannien und diese multikulturelle Prägung der Städte und Militärbasen fand auch Ausdruck in neuer Ernährung und keramischen Kochgefäßen. Während die römischen Gebräuche oftmals durch Kunst und schriftliche Überlieferungen bekannt sind, so repräsentiert dies vor allem Eliten und besonderen Personen. Weitaus weniger erforscht dagegen sind die Alltagserfahrungen von nicht-Eliten, Provinzbewohnern, Immigranten und Minderheiten, welchen sich dieses Projekt widmen wird. Hierzu wird der Fokus auf die Ernährungsgewohnheiten im Alltag der Bevölkerung gelegt. Dieses Projekt wird einen neuen, interdisziplinären Ansatz anwenden, basierend auf etablierten aber noch wenig eingesetzten Techniken für die archäologische, chemische und statistische Analyse von römischen Kochgefäßen, und so neues Licht auf die Nahrungs- und Kochgewohnheiten und das Leben der vielfältigen Bevölkerung des römischen Britanniens werfen. Hierzu wird der ‚big data‘ Ansatz zur Analyse von römischen Keramiken mit hochmodernen und leistungsstarken Methoden der Chromatographie, Massenspektrometrie, Stabilisotopenanalytik und Bioinformatik in der organischen Rückstandsanalytik von Fettrückständen kombiniert. Durch die neuartige Kombination dieser Methoden wird es erstmals möglich sein zu bestimmen, welche Lebensmittel von welchen Gruppen in welchen Gefäßen zubereitet wurden.Drei stark verknüpfte und multikulturelle Stätten werden untersucht: Colchester, Britanniens erste Veteranenkolonie, wurde kurz nach dem Römischen Feldzug im Jahre 49 AD begründet, Vindolanda, ein Fort nahe des Hadrianwalls und berühmt für die gut erhaltenen Schreibtafeln, und York, dessen Besuch des afrikanischstämmigen Kaiser Septimus Severus (208-211 AD) mit der Produktion neuartige und für Britannien einzigartiger Keramiken einherging. Diese Fallstudien werden ergänzt durch die Erfassung neuartiger Keramiktypen in anderen Teilen Britanniens und des römischen Reichs, um deren Bedeutung in Roms globalisiertem Reich zu erfassen. Dieses Projekt wird somit die bislang knappe Beweislage zum wahren Ausmaß von kultureller Vielfalt in Britanniens Römischer Vergangenheit maßgeblich erweitern. Es wird neues Licht auf den kulturellen Einfluss von Migranten in dieser Zeit werfen und zeigen, wie vielfältig sogar eine vermeintlich abgelegene Region war.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Dr. Lucy Cramp; Professor Dr. Martin Pitts, Ph.D.
 
 

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