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Komplexe Wörter: Produkte des Lexikons oder Bausteine der (Morpho-) Syntax?

Antragstellerin Dr. Heike Baeskow
Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 47141209
 
In den beiden ersten Jahren dieses Projekts wird die Effizienz zweier aktueller grammatischer Strömungen – der Generativen Grammatik und der in verschiedenen Varianten vorliegenden Neo-Konstruktionsgrammatik (Neo-KG) – in Bezug auf Wortbildung durch Derivation im Englischen untersucht. Erwartet wird eine Antwort auf die Frage, ob Derivationsprozesse (z.B. die Kombination des Suffixes -er mit write, toast, birthday etc. zu writer, toaster, birthdayer) aufgrund der inhärenten lexikalischen Eigenschaften der daran beteiligten Morpheme (generative Perspektive) oder durch syntaktische Strukturen gesteuert werden (neo-konstruktionistische Perspektive). Bisher wurden bereits gravierende Mängel der Neo-KG aufgezeigt, die insbesondere daraus resultieren, dass komplexe Wörter im Gegensatz zu syntaktischen Strukturen in hohem Maße idiosynkratisch sind. Somit zeichnet sich schon jetzt eine Präferenz für die Generative Grammatik ab, deren restriktive Mechanismen jedoch angesichts der zunehmenden Flexibilität (bzw. Kreativität) von Derivationsprozessen gelockert werden müssen. Eine Lockerung wird durch eine Übertragung der Prototypentheorie auf den Bereich der Wortbildung angestrebt. Der Kerngedanke besteht darin, dass die generativen Wortbildungsmechanismen prototypische Vertreter von Derivationsklassen (z.B. writer, singer, potter etc. als prototypische Vertreter der -er-Klasse) erzeugen, die als Maßstab für die Beschreibung weniger zentraler bzw. marginaler Vertreter (z.B. wilter “welkende Pflanze”, upper “Antidepressivum”) dienen. Unter dem Aspekt der Flexibilität zeichnet sich eine Aufspaltung des englischen Suffixinventars in zwei Teilmengen ab, die – wie in einem dritten Jahr gezeigt werden soll – möglicherweise daraus resultiert, dass Suffixe mit höherer semantischer Transparenz (z.B. -er, -hood, -ness, -ize) flexibler bezüglich ihres In- und Outputs sind und somit Abweichungen vom Prototypen eher tolerieren als solche, die vorwiegend Träger grammatischer Informationen sind (z.B. die in ferocity, phytal oder cavitate enthaltenen Suffixe -ity, -al und -ate). Von dieser kognitiv begründeten Klassifikation werden neue, generalisierende Vorhersagen bezüglich der Strukturierung lexikalischen Wissens erwartet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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