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Individuelle Freiheit und soziale Norm – Nachhaltigkeits- und Verantwortungsdiskurse zu Umwelt und Bildung seit 1990 (Individuum und Gesellschaft)

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Nina Janich; Professor Dr. Jörg Kilian
Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 441142207
 
Das Teilprojekt soll zum inhaltlichen Ziel der Forschungsgruppe „Kontroverse Begriffe“ beitragen, eine narrative Diskursgeschichte Deutschlands seit 1990 zu schreiben, indem zuerst der deutsche Umweltdiskurs (erste Förderphase) und dann der deutsche Bildungsdiskurs (zweite Förderphase) in den Blick genommen wird. Die zu prüfende Ausgangshypothese des Teilprojekts lautet, dass Umwelt- und Bildungsdiskurs in Bezug auf das alltägliche Entscheiden und Handeln in besonderer Weise von der Frage nach individueller vs. gesellschaftlicher Verantwortung geprägt sind: Umwelt und Bildung betreffen jeden einzelnen Menschen täglich und sollen zugleich nachhaltig, u.a. durch verantwortungsvolles Konsumhandeln, für eine nicht unmittelbar beobachtbare Zukunft gestaltet werden. Dabei wird aus Sicht des Individuums der Raum für Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit zumindest gefühlt eingeschränkt, während von Seiten der Gesellschaft gerade diese Einschränkung als individueller Beitrag für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Entwicklung verstanden wird.Die beiden Diskurse werden daher im Sinne einer klareren Fokussierung als zum Teil wechselseitig aufeinander bezogene Stränge des Diskurses um nachhaltige Entwicklung verstanden, der chronologisch gerahmt wird durch die Agenda 21 von 1992 und die Agenda 2030 von 2015. Zu untersuchende Themenstränge werden sich daher gleichermaßen auf Ressourcenverbrauch und Ressourcenschutz und entsprechende Verantwortungszuschreibungen beziehen. Um Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Verschränkungen zwischen den beiden Diskursfeldern hinsichtlich der kulturellen Steuerung individueller Entscheidungen für nachhaltiges Handeln herausarbeiten zu können, stellt das Projekt die Frage nach Naturbildern, Umweltpraktiken und damit verbundenen Verbraucherstereotypen in den Vordergrund.Wie in allen Teilprojekten der Forschungsgruppe wird auch hier mit dem diachronen Stammkorpus der Forschungsgruppe (Bundestagsprotokolle und verschiedene Leitmedien seit 1990) gearbeitet. Für die erste Förderphase mit dem Schwerpunkt Umweltdiskurs sollen ergänzend die Positionspapiere des BUND/Bund für Umwelt- und Naturschutz herangezogen werden, um frühe Themensetzungen aus Umweltschutzperspektive berücksichtigen zu können. Eine ergänzende Fallstudie zu Produktverpackungen soll zeigen, wie sich die zentralen Themen des deutschen Umweltdiskurses aktuell verdichtet in der Konsumkommunikation niederschlagen. Das methodologische Ziel der Forschungsgruppe, diskurslinguistische Kategorien und digitale Annotation kollaborativ zusammenzuführen, systematisch zu erweitern und im Blick auf die Transparenz und Intersubjektivität hermeneutischer Interpretationsprozesse zu evaluieren, wird im Projekt unter anderem über die Analyse von kontroversen Schlag- und Schlüsselwörtern, Rollen- und Verantwortungszuschreibungen, argumentativ genutzten Naturbildern und der Bewertung von Umweltpraktiken erreicht.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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